Lembeck allgemein

Aktiver Organist Bernhard Wolthaus wird heute 90 Jahre alt

Ein ganzer Ort sagt "Herzlichen Glückwunsch"

Lembeck – Der als Lembecker Original bekannte Organist und Chorleiter Bernhard Wolthaus wird am heutigen Mittwoch, 09. Juni 2021, 90 Jahre alt.


Foto: Guido Bludau

Seit Allerheiligen 1952 sitzt er fast jeden Tag auf der harten Orgelbank und spielt sein Lieblingsinstrument, die Orgel in seiner Pfarrkirche St. Laurentius Lembeck.

Vor knapp 9 Jahren wurde er von der Pfarrgemeinde für seine 60-jährige Tätigkeit als Kirchenorganist besonders geehrt. Seitdem hängt eine Marmortafel mit der Aufschrift 60 Jahre Bernhard Wolthaus – Organist in St. Laurentius  am Treppenaufgang zu seinem Arbeitsplatz, der Orgelbühne.

So Gott will, wird er im November nächsten Jahres sein 70-jähriges Jubiläum feiern können. Er dürfte mit einiger Sicherheit der dienstälteste aktive Organist im gesamten Bistum Münster sein.

Was die Anzahl seiner Dienstjahre angeht, ist er gut mit der englischen Königin vergleichbar. Sie ist genau wie er seit 1952 in der Pflicht. Deswegen kam der Vorstand des Vereins 1000 Jahre Lembeck vor vier Jahren auf die Idee, Queen Elizabeth zu schreiben und ihr zum 65- jährigen Dienstjubiläum zu gratulieren – verbunden mit dem Hinweis, dass Bernhard Wolthaus genauso lange seiner Berufung treu ist.

Daraufhin kam postwendend ein Brief vom Buckingham Palace, in dem die Hofdame der Königin Bernhard Wolthaus gratulierte und ihm ihre Anerkennung für seinen hingebungsvollen Dienst (dedicated service) aussprach. Über diesen Brief hat er sich sehr gefreut, obwohl er eigentlich ungern im Mittelpunkt steht und wenig Wert auf Ehrungen legt.

Bernhard Wolthaus, von vielen Lembeckern liebevoll „Orgel-Bernhard“ genannt, ist jedoch nicht nur Organist, sondern auch Chorleiter mehrerer Chöre. Auch jetzt im hohen Alter leitet er noch immer den Lembecker Kirchenchor sowie den MGV Frohsinn, die beide seit längerer Zeit schon mit dem Rhader Kirchenchor zusammen singen und auftreten.


Foto: Guido Bludau

In Bernhards zweitem Beinamen „Krampen Bernhard“ versteckt sich der alte Hofname Krampe – gleichzeitig ein Hinweis darauf, dass Bernhard ursprünglich Landwirt war und seinen kleinen Hof selbst noch mit Pferd und Wagen bewirtschaftete. Aber schon von Kindesbeinen an war er von der Musik begeistert und glücklicherweise wurde sein Talent von seinen Lehrern erkannt und gefördert, vor allem von Hauptlehrer Weichselbaum, der gleichzeitig Organist war und Bernhard zum Organisten ausbildete, so dass er ab November 1952 im Alter von 21 Jahren nach Weichselbaums Versetzung sein Nachfolger werden konnte. Damit bot sich ihm die Gelegenheit, seine Leidenschaft zu seinem Beruf machen zu können.

Über Bernhard Wolthaus kursieren zahlreiche Geschichten und Anekdoten im Dorf. So weiß jeder, dass er kein Telefon hat, geschweige denn ein Handy. Sobald aber die Kirchenglocken läuten, ist er sofort zur Stelle, allerdings auch nicht früher als unbedingt nötig. Meistens sieht man ihn schnellen Schrittes zur Sakristei eilen, um dort seinen obligatorischen Liederzettel vom Pfarrer abzuholen und dann damit zur Orgelbühne zu rennen, wo er immer pünktlich zum Einzug des Priesters und der Messdiener ankommt.

Dass er nicht nur geistig, sondern auch körperlich fit ist, beweist folgende Anekdote, die im Lembecker Jubiläumsbuch abgedruckt ist:

„Einmal meinte er mit seinen gut 80 Jahren, dass es wieder mal an der Zeit sei, das Dach seiner Scheune zu reparieren. Er stellte eine lange Leiter an die Dachrinne der Scheune und kletterte hoch.

Dummerweise fiel die Leiter um und er konnte nicht mehr herunter. Da kam Hilfe in Gestalt von Doc Fritz (Dr. Fritz Geisthövel). Er stellte die Leiter wieder auf, und Bernhard konnte beruhigt herunterklettern.

Für solche Gelegenheiten braucht Bernhard einen Arzt. Normalerweise ist er nämlich kerngesund und braucht keinen medizinischen Beistand.“   

Bernhard betont immer wieder gerne, dass er während seiner gesamten beruflichen Tätigkeit kaum einmal wegen Krankheit ausgefallen ist. Er hat während dieser langen Jahre acht Pastöre erlebt und bei zahlreichen Lembeckern sowohl deren Grüne Hochzeit als auch deren Silberne und Goldene und sogar Diamantene Hochzeit musikalisch an der Orgel oder auch als Chorleiter begleitet.

Schließlich ist noch erwähnenswert, dass Bernhard neben der für ihn wichtigsten Sprache, der Sprache der Musik, auch zwei weitere Sprachen perfekt beherrscht, nämlich das Hochdeutsche und das Plattdeutsche.

Dass er ein humorvoller und gelassener Mensch ist, zeigt folgende Anekdote:

Einmal passierte einem seiner Sangesbrüder dieses Missgeschick: Ein Vogel, der direkt über ihm flog, ließ etwas fallen, worüber sich der Sänger so gar nicht freute. Aber Bernhard beruhigte ihn und meinte ganz trocken: „Stetl di äs vö, de Köie können fleigen.“ („Stell dir mal vor, die Kühe könnten fliegen.“)  

Ludwig Drüing

60 Jahre „Orgel Bennad“ im Dienst der Kirche

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