Trauerrede 05. Mai 2018 (Bernhard Cosanne)
Ich kann noch so oft auf die Uhr schauen,
Hermann,
er kommt nicht mehr.
So kannten wir ihn. Er kam fast immer etwas später.
Aber warum kam er immer zu spät?
Er wollte allen gerecht werden, allen helfen und er hat vielen geholfen und viele unterstützt und so lief ihm oft die Zeit weg.
Der Anlass, aus dem wir uns heute zusammengefunden haben, ist ein sehr schwerwiegender. Die Betroffenheit, die ich aus euren Augen lese, spiegelt sich bei mir wieder. Letzte Woche als mir die schlimme Nachricht übermittelt wurde, hat es mir den Boden unter den Füßen weggerissen.
Ganz Lembeck und darüber hinaus trauert um Hermann Bügers.
Nach der Beisetzung im engsten Familienkreis letzte Woche möchten wir heute uns von einem besonderen Menschen verabschieden.
Aber noch immer können wir nicht begreifen, was geschehen ist. Wir können uns mit der Endgültigkeit schwer abfinden. Das Schicksal hat es so gewollt. Der schnelle, unerwartete Tod rief ihn ab mitten aus voller Schaffenskraft, aus Erfolg und persönlichem Lebensglück.
Wir haben einen wunderbaren Menschen verloren,
wir alle zusammen und jeder einzelne von uns.
Eine Veranstaltung wie heute würde Hermann mit Zurückhaltung sehen. Er würde es für übertrieben halten, dass so viele Menschen seinetwegen zusammenkommen.
Andererseits hätte er verantwortungsbewusst erkannt, dass er als Mitglied von vielen Vereinen und Gruppen, als Seniorchef eines großen Unternehmens einen Teil der Öffentlichkeit darstellt und seinen vielen Bekannten und Freunden Gelegenheit geben muss, sich von ihm zu verabschieden.
Wir haben ihn schätzen gelernt als einen sachkundigen, überlegten und vor allem außergewöhnlichen Mann. Sein Wirken war bestimmt von Gradlinigkeit und menschlichem Verständnis. Er hatte im Umgang eine sehr liebenswürdige Art. Sie verband sich mit Beharrlichkeit, Stehvermögen und Durchsetzungskraft. Er hatte eine offene Art, auf Menschen zuzugehen und einzugehen. Er strahlte Sympathie und Ruhe aus.
Er war einfach sehr beliebt und hatte dadurch so viele ehrenamtliche Verpflichtungen.
In den vielen Jahren unserer persönlichen Zusammenarbeit – beruflich und ehrenamtlich – hatten wir zahlreiche Diskussionen und manch schwierige Situation zu bewältigen. Er war ein guter Gesprächspartner, dessen realistische Einschätzung der Dinge immer wieder zum Ziel führte.
Er war ein Freund, mit dem zu diskutieren ein Genuss und stets bereichernd war. Er hörte intensiv zu, er engagierte sich im Gespräch, er konnte sich in seinen Gesprächspartner hineinversetzen und Gedanken nachvollziehen.
Er gab seinen Freunden immer wieder das Gefühl, dass sie für ihn wichtig waren.
Stets wirkte er in Sitzungen und Besprechungen gelassen, locker und entspannt. Seine schnelle Auffassungsgabe, sein analytisches Denken öffneten ihm den Zugang zu seinen Mitmenschen und schafften Vertrauen.
Hermann liebte nicht nur die berufliche, die unternehmerische, sondern auch die ganz persönliche, die sportliche Herausforderung; sie war seine Kraftquelle. Sein größtes Interesse galt dem Pferdesport, hier war er ganz besonders zu Hause.
Seit 1965 war er im Lembecker Reiterverein, davon 13 Jahre als Vorsitzender und viele weitere Jahre im Vorstand tätig, er war im Verein einfach die treibende Kraft.
Ausritte, Kutschenfahrten und das Reiten mit Jugendlichen machten ihm besonderen Spaß.
Er liebte Lembeck sehr. Seine vielfältigen Aktivitäten und ehrenamtlichen Engagements in den vielen Vereinen, Gruppen, etc. sind beispiellos.
So zum Beispiel bei der Lembecker Feuerwehr. Hier war jahrzehntelang als aktiver Feuerwehrmann tätig und jetzt in der Altersabteilung liebte er besonders die Geselligkeit mit Kartenspielen.
Oder beim Lembecker Schützenverein. Hier war er auch sehr aktiv. 26 Jahre war er bei den Offizieren, davon 7 Jahre als Reitoffizier und 1989 errang er sogar die Königswürde.
Er hat sich aber auch für das Senioren- und das Behindertenheim, Heimathaus usw. in Lembeck sehr eingesetzt.
Stellvertretend für all diese Lembecker Vereine und Gruppen
möchte ich an dieser Stelle Hermann für alles, was er für diese getan hat, danken.
Dir, liebe Edeltraut und der ganzen Familie gehört unser ganzes Mitgefühl.
Für uns bleibt Hermann unvergessen. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken geben.
Lasst mich schließen mit dem Satz, der mir immer wieder durch den Kopf geht:
Wir hatten einen Freund und Kameraden, einen besseren finden wir nicht.
Dorsten-Lembeck 05.05.2018
Bernhard Cosanne