Lembeck. Ein Seminar in Münster war der Ideengeber für die Landjugend Lembeck: Spielerisch sollten die Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen herausgearbeitet werden und für Diskussionsstoff sorgen.
Andrea Resing und Julia Wessels hatten sich einige Punkte ausgedacht, die auf der einen Seite klassische Vorurteile belegten, auf der anderen Seite mit völlig neuen Erkenntnissen glänzen durften. Im ersten Durchgang ging es darum, Kraft und Geschicklichkeit unter einen Hut zu bekommen. Auf einer Nagelbank ging es in bester Jahrmarktmanier darum, die Zwei-Zöller-Nägel mit dem dicken Hammer in Rekordzeit in das bereitliegende Kantholz zu dreschen. Eine Übung, die von den Jungs der Lembecker Landjugend souverän und ganz den Erwartungen entsprechend gewonnen wurde.
Die ersten Punkte im so genannten Geschlechterkampf gingen also auf das Konto der harten Landjungs. Dass es ihnen auch im Zeitalter oskarprämierter schwuler Wild-Westfilme nicht so leicht fällt, über ihre Gefühle zu reden, offenbarte die Spielserie, die in pantomimischem Spiel den situativen Zustand der Seele dokumentieren sollte: Angst zu tanzen, peinlich berührt zu sein oder seine Aufregung darzustellen. Nicht unbedingt das Heimspiel der Jungs. Klar, dass bei einer solchen Darstellung auch schon einmal kräftig gelacht wurde.
„Die ganze Angelegenheit hat richtig toll Spaß gemacht. Das ist ja auch der Sinn der Übung“, sagt Andrea Resing. Also findet auch derzeit in der Landjugend eine Art Paradigmenwechsel statt, denn noch immer vermuten die Mehrzahl der Landbewohner, dass sich die Aktivitäten der Landjugend darauf konzentrieren, Zeltpartys mit gewaltigem Bierkonsum zu feiern, die per bemalter Strohballen beworben werden. Weit daneben. „Wir sind froh, dass wir auf dem Land leben. Da ist vielleicht nicht alles so wie in der Stadt, aber wir leben intensiv“, sagt Andrea Resing, die in Münster arbeitet und in Lembeck lebt.
Im Geschlechterkampf kam dann auch noch moderne Technik zum Einsatz: Per Beamer wurden ausgesprochen knifflige Fragen rund um das Thema Konstruktion und Technik behandelt. Auch in dieser Übung hatten die Jungs knapp die Nase vorne, aber es reichte für einen Gesamtsieg, obgleich keine der beteiligten Fronten den Sieg als Beweis für eine Überlegenheit liefern wollte.
Witzig, dass die Frauen übrigens den Wettbewerb gewinnen konnten, in dem es darum ging, die Distanz zwischen Lembeck und den Metropolen der Welt zu schätzen. Haben die Lembeckerinnen etwa Fernweh?
Quelle: WAZ (Jo Gernoth)