Corona-Virus

Ab Montag werden Gaststätten und Restaurants wieder geschlossen

Die zweite Corona-Welle kam schneller und intensiver als befürchtet. Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten haben sich heute auf einen zweiten Lockdown geeinigt.

Nichteinmal Gastronomie an frischer Luft ist im November erlaubt. Foto: Pixabay.de

Ab dem kommenden Montag, 2. November, sollen neue Maßnahmen gelten – unter anderem sollen Restaurants und Kneipen geschlossen werden und es wird harte Kontaktbeschränkungen geben.
Es dürfen sich nur noch zehn Personen aus zwei Hausständen treffen – Bundesliga ohne Zuschauer – Minister Horst Seehofer will „Schleierfahndung“ – Schulen und Kitas sollen geöffnet bleiben.

Derzeit hagelt es fast stündlich Absagen von kulturellen Veranstaltungen: Weihnachtsmärkte, Lichterfeste, Marien-, St. Martins- und Nikolaus-Umzüge – das gesamte Outdoor-Leben, welches auch die Stimmung der Vorweihnachtszeit maßgeblich bestimmt wird durch die Corona-Pandemie lahm gelegt.

Gastro-Branche kritisiert „harte Entscheidung“

“Wir müssen handeln, und zwar jetzt”, sagte Kanzlerin Merkel am heutigen Mittwoch nach Beratungen mit den Ministerpräsidenten der Länder. Es gehe darum, eine akute nationale Gesundheitsnotlage zu vermeiden. Restaurants und Kneipen sollen wieder schließen, genauso wie Kosmetikstudios, Massagepraxen, Tattoo- und Fitnessstudios oder Kinos. In der Öffentlichkeit sollen sich nur noch maximal zehn Menschen aus dem eigenen und einem zweiten Hausstand gemeinsam aufhalten dürfen.
Für die eh stark gebeutelte Gastronomie-Branche könnte es hier und da den Todesstoß bedeuten, auch wenn diese Maßnahme erst mal nur bis Ende November angesetzt ist.

Gastronomen nennen die Stigmatisierung von Gastro und Kultur eine Bankrotterklärung der Politik

Nach Sperrstunden, Auftrittsverboten und wechselnden Obergrenzen kommt jetzt wieder der totale Shutdown. „Die Ignoranz gegenüber Gastro- und Eventbranche, und damit vor allem gegenüber kleinen Betrieben und Soloselbstständigen in diesen Bereichen, konnte schon seit März kaum größer sein. Aber jetzt könnte sie zusätzlich als politische Nebelkerze instrumentalisiert werden, um von der eigenen Hilflosigkeit abzulenken.

Und nicht nur deshalb sollten derartige Beschlüsse nun nicht zu Ungunsten dieser gebeutelten Branchen gefasst werden.“ Heißt es in einem Stern-Artikel von heute.

Eines ist sicher: das Restaurant!

Eine Initiative Münchener Innenstadtwirte bringt es mit dem sicheren Restaurant auf den Punkt und merkt an, dass „Bis zu 2/3 der Ansteckungen im privaten Haushalten passieren“. „Vertreibt die Menschen nicht aus der Gastronomie, viele treffen sich dann erst recht privat! – Und das nicht selten in viel zu kleinen Räumen.

Reaktionen von TV-Stars, die sich in einem gemeinsamen Brief äußern

Sehr geehrte Frau Professor Monika Grütters,
sehr geehrter Herr Dr. Hubertus Heil,
sehr geehrter Herr Dr. Peter Altmaier,
sehr geehrter Herr Dr. Olaf Scholz,

sehr geehrter Herr Dr. Jens Spahn,

kaum eine Branche hat seit Beginn der Pandemie härter dafür gearbeitet, ihren Kund*innen bzw. Zuschauer*innen wieder ein sicheres Erlebnis bieten zu können, wie die Kulturbranche. Es wurden Hygienekonzepte erarbeitet, Lüftungsanlagen erneuert, Ein- und Auslassregeln erdacht, Nachverfolgungslisten geführt und vieles mehr – immer in enger Zusammenarbeit mit den Behörden.

Warum das alles? Weil man das Virus ernst nimmt, weil man sich der Verantwortung in der Pandemie bewusst ist und weil man sein Publikum keiner Gefahr aussetzen möchte. Damit war der Kulturbetrieb ein konstruktiver Teil der Lösung und nicht des Problems. Der politische Dank für diese Arbeit bleibt – mit Ausnahme folgenloser Lippenbekenntnisse – weitgehend aus.

Hiermit fordern wir, die freischaffenden Humorist*innen und Musiker*innen, Sie dazu auf, endlich für die coronabedingten Schäden, beispielsweise durch die Stilllegung bzw. die drastischen Einschränkungen des Live-Betriebs, aufzukommen. Diese Forderung bezieht sich dabei ganz explizit nicht auf uns wenige Topverdiener der Branche, sondern auf die vielen finanziell angeschlagenen privatwirtschaftlichen Kulturstätten, denen die Schließung droht oder die bereits schließen mussten, was Millionen von Menschen auf, vor und hinter den Kulissen die berufliche Perspektive genommen hat. Die Situation ist vielerorts so ernst, dass manche Unternehmer und Selbstständige sich bereits aus purer Verzweiflung das Leben genommen haben – es wird endlich Zeit für Sie, zu handeln!

Sie haben Maßnahmen beschlossen, die für uns faktisch einem Berufsverbot gleichkommen. Als Teil der Bewegung #alarmstuferot prangern wir an, dass wir bereits seit sieben Monaten auf konkrete und zielführende Entscheidungen warten. Dabei geht es nicht nur darum, endlich sinnvolle finanzielle Hilfen bereitzustellen, sondern gemeinsam mit uns Perspektiven zu schaffen, wie wir zukünftig den Kulturbetrieb wieder aufnehmen können.
 
In den letzten Monaten gaben Sie uns das Gefühl, weniger wert zu sein als Autos, Flugzeuge und Fußballspieler. Dabei gehören wir in der derzeitigen Pandemie zu den Wirtschaftszweigen, die ohnehin schon finanziell wesentlich schlechter gestellt sind als andere. Schließlich bekommen viele der (Solo-)Selbstständigen in unserer Branche aktuell kein Kurzarbeitergeld und die meisten auch kein Arbeitslosengeld I. Selbst die Grundsicherung bleibt vielen, trotz vereinfachtem Zugang, verwehrt. Sie fallen nach wie vor durchs Raster der Hilfsmaßnahmen. Die politische Wertschätzung scheint allenfalls den Steuern zu gelten, die diese Selbstständigen seit Jahrzehnten entrichten.
 
Die bisherigen staatlichen Finanzhilfen konnten nur Wenige aus unserer Branche tatsächlich nutzen, denn sie waren lediglich zur Deckung von Betriebskosten wie z.B. gewerbliche Mieten, Pachten sowie Kredite für Betriebsräume und Leasingaufwendungen gedacht. Kaum ein Selbstständiger in unserem Bereich hat diese Betriebskosten. Was hier die Existenz bedroht, sind private Ausgaben wie Krankenversicherungsbeiträge, Wohnungsmieten und allgemeine Lebenshaltungskosten, die von den Finanzhilfen nicht bezahlt werden dürfen.
 
Die gesamte Veranstaltungsbranche ist in Deutschland der sechstgrößte Wirtschaftszweig. Hier sind etwa 1,7 Millionen Menschen beschäftigt, und es werden knapp 130 Milliarden Euro direkt umgesetzt. Unsere Spezialisten haben Corona- Konzepte erarbeitet, die auch bei den wenigen Veranstaltungen, die es seit Pandemiebeginn gab, erwiesenermaßen einwandfrei funktioniert haben. Dennoch geriert sich die Politik seit sieben Monaten eher als Kultur-Verhinderer denn als
-Förderer. Bei allen Corona-Beschlüssen wurden ganz selbstverständlich Veranstaltungen ein ums andere Mal mit Verboten belegt, während Flugzeuge, Züge, Busse, Bahnen, Fitnessstudios, Schwimmbäder und Saunen wieder gut frequentiert waren.
 
Die pauschalen, undifferenzierten Aufrufe einiger Politiker, Veranstaltungen zu meiden, ist ein Schlag ins Gesicht all derer, die seit Monaten für die sichere Durchführung von professionellen Events kämpfen. Dafür gibt es keine logische Grundlage, denn die wenigen diesjährigen Kulturveranstaltungen, die stattfinden durften, waren im Gegensatz z.B. zu privaten Feiern allesamt keine Superspreader-Events.
 
Wir fordern:
 
• Arbeiten Sie aktiv mit den Vertretern der #alarmstuferot zusammen und setzen Sie ihre Forderungen um!
• Schaffen Sie Finanzhilfen, die der Branche nützen. Selbstständige Kulturschaffende müssen damit auch ihre privaten Kosten decken können.
• Es müssen einheitliche Szenarien entwickelt werden, die den Kulturbetrieb wieder in Gang setzen. Geben Sie den 1,7 Millionen Menschen eine Perspektive!
• Die Politik muss endlich verstehen, dass auch größere Veranstaltungen sicher
 
durchführbar sind und dies auch gegenüber der Öffentlichkeit transportieren. Nur so gewinnt das Publikum wieder Vertrauen, Veranstaltungen zu besuchen.
Helfen Sie uns! Jetzt! Sonst werden wir in ein paar Monaten kulturell ein ärmeres Land sein. Vieles von dem, was dann verschwindet, wird nicht wiederkommen. Damit wird nicht nur produktiven Mitgliedern eines Wirtschaftssystems die Lebensgrundlage genommen, sondern eine Gesellschaft ihrer Seele beraubt.
 
Mit freundlichen Grüßen
Carolin Kebekus | Tobias Mann | Atze Schröder | Bastian Pastewka | Bela B | Bodo Wartke | Bülent Ceylan | Chris Tall | Christoph Sieber | Dagmar Schönleber | Daphne de Luxe | David Kebekus | Dieter Nuhr | Donots | Dr. Eckart von Hirschhausen | Eure Mütter | Felix Lobrecht | Florian Schroeder | Gaby Köster | Gerburg Jahnke | Gregor Meyle | Hazel Brugger | Heinrich del Core | Helmut Schleich | Hugo Egon Balder | Ines Anioli | Jeannine Michaelsen | Johann König | Johannes Oerding | Kasalla | Lisa Feller | Luke Mockridge | Mario Barth | Markus Krebs | Martin Frank | Max Giermann | Max Mutzke | Michael Mittermeier | Micky Beisenherz | Niedeckens BAP | Olaf Schubert | Özcan Cosar | Querbeat | Peter Maffay | Paul Panzer | Ralf Schmitz | Ralph Ruthe | Sasha | The BossHoss | Tobias Künzel (Die Prinzen) | Torsten Sträter | Wolfgang Haffner
 
 
28.10.2020 – Lembeck.de – Frank Langenhorst
 
 

Lembeck.de F.L.

Als gebürtiger Ur-Lembecker betreibe ich seit 2001 die Seite Lembecker.de, die ich im November 2018 mit der Domain Lembeck.de verknüpfen konnte. Die besondere Dynamik unseres Ortes und das funktionierende Miteinander sind der Motor für viele Arbeitsstunden am Projekt.

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