Am 30. Juni 2025 fand um 17 Uhr die Präsentation „Begegnungen mit Tisa von der Schulenburg“ von den Herausgeberinnen Erika Reichert und Dr. Edelgard Moers statt.
An diesem extrem heißen Montagnachmittag war es in der Galerie des Schlosses Lembeck angenehm kühl und es gab ausreichende erfrischende Getränke, die von der Stiftsquelle und von Privatleuten gesponsert wurden. Der Raum war mit 90 Gästen bis auf den letzten Platz besetzt.
Die Buchhändlerin Regina Schwan bot an einem Stand im Saal das Buch zum Verkauf an.
Der Musiker Rainer Migenda läutete die Veranstaltung mit dem Lied von der Hohen Mark ein – denn Tisa liebte die waldreiche Gegend sehr.
Lambert Lütkenhorst sprach als Vertreter des Bürgermeisters Tobias Stockhoff und gleichzeitig als Alt-Bürgermeister sowie als Experte für die Künstlerin. Er betonte, dass Tisa gerade heute in unruhiger Zeit ein Vorbild für junge Menschen sein könne, allein durch die Art, wie sie ihr Leben bewältigt habe. Das Tisa-Buch würdigte er als ein hervorragendes Werk, durch das die Künstlerin besondere Wertschätzung erfahre.
Als Gäste aus Tressow in Mecklenburg-Vorpommern waren Angela und Klaus-Jürgen Ramisch angereist. Klaus Ramisch lobte das neue Buch besonders und schilderte, wie die Menschen im Osten auf Tisa aufmerksam wurden. Denn in der ehemaligen DDR waren Adelige verpönt – mit ihnen wollte niemand etwas zu tun haben. Doch weil Tisa während des Nationalsozialismus Widerstand geleistet hatte und ihr Bruder Fritz am Hitler-Attentat beteiligt gewesen war und hingerichtet wurde, war Tisa ab 1985 eine Erinnerung wert. Nach und nach wurden eine Straße nach der Familie und schließlich eine Schule nach Tisa sowie eine nach Fritz von der Schulenburg benannt.
Klaus Ramisch berichtete außerdem, dass er vor fast 25 Jahren mit mehreren Interessierten in seinem Wohnzimmer den Förderverein Denkstätte Teehaus Trebbow gegründet hatte. Dieser pflegt bis heute regelmäßig mit Schülerinnen und Schülern die Erinnerungskultur an diese Zeit, an Tisa und ihren Bruder Fritz – und kann Jugendliche mit modernen Methoden für diese Themen begeistern.
Da Tisa zum Mauerfall ein Bild gezeichnet hatte, das eine Umarmung von „Ost“ und „West“ darstellen sollte, stellten Erika Reichert und Klaus Ramisch diese Umarmung symbolisch nach.
Erika Reichert, die bei Tisa Kunstunterricht hatte und 1960 ihr Abitur am Gymnasium St. Ursula machte, freute sich besonders darüber, bei dieser Veranstaltung vier ehemalige Mitschülerinnen zu begrüßen, mit denen sie all die Jahre gemeinsam die Schulbank gedrückt hatte.
Rainer Migenda spielte anschließend Tisas Lieblingslied „Ich glaube“ von Udo Jürgens.
Im weiteren Verlauf lasen einige Autorinnen und Autoren aus dem neuen Tisa-Buch vor. Kastulus Wolf zeigte den Abdruck eines Teils aus dem Tisa-Brunnen am Markt und erzählte, wie es dazu kam, dass er das Denkmal in der Innenstadt gestalten durfte.
Sabine Bornemann berichtete von dem Schulprojekt „Lokal Heroes“, das sie mit Schülerinnen und Schülern an der Gesamtschule Wulfen durchgeführt hatte – mit Tisa als zentraler Figur.
Barbara Seppi erzählte vom Tisa-Archiv, das als Aufbewahrungsort für Tisas Werke und Hinterlassenschaften dient. Ille Korn erinnerte in ihrem Beitrag an ihre Schulzeit bei Tisa. Horst-Dieter Gölzenleuchter und seine Frau spielten ein echtes Interview mit Tisa nach. Und Christa Laube berichtete, dass ihr Mann Tisas grünes Auto pflegte und eine Mappe mit Aquarellen von der Künstlerin erhielt.
Ferdinand Graf von Merveldt, ebenfalls Autor in diesem Buch, stellte den Herausgeberinnen die Galerie des Schlosses für diese zwei kurzweiligen Stunden kostenlos zur Verfügung.
Zum Abschluss sang Rainer Migenda das Lied von Udo Lindenberg „Wir ziehen in den Frieden“, ganz im Sinne der Künstlerin. Tisa hätte sich sehr über diese wertschätzende Feier ihr zu Ehren gefreut.
Eigentlich wollte der Geschäftsführer des Verlages, Dr. Martin Woesler, zu Beginn der Veranstaltung über die Serie „Zeitzeugen und Zeitdokumente“ sprechen, die er ins Leben gerufen hatte und in der auch das Tisa-Buch eingebunden ist. Er wollte betonen, dass es für ihn eine große Ehre sei, mit allen Anwesenden die Verwirklichung dieses Projekts über Tisa zu feiern. Doch er erlitt auf der Autobahn einen Motorschaden und traf erst zum Abschlusslied ein.
Den Herausgeberinnen übergab er sein Redemanuskript, das im nächsten Jahrbuch veröffentlicht werden soll. Außerdem verriet er, dass der Verlag beschlossen habe, das Buch auch in die englische Sprache zu übersetzen.
Text von Martin WoeslerText: Michael Langenhorst
Bilder: Jürgen Moers