Am Samstag, dem 01.04.2023, hatte der Verein der Gartenfreunde Lembeck einen kombinierten Obstbaumschnitt- und Verdedelungskurs organisiert. Als sachkundiger Referent konnte wieder – wie schon im Februar 2019 – der zertifizierte Obstgehölzpfleger Georg Hermes aus Dorsten gewonnen werden. An dem Kurs nahmen 26 interessierte und wissbegierige Gartenfreunde aus Lembeck, aber auch aus Dorsten und Reken teil.
Die Theoriestunden fanden praktischerweise im Lehrerzimmer der ehemaligen Laurentiusschule statt, wo auch die Möglichkeit bestand, Zeichnungen, Fotos und Erklärungen auf eine Leinwand zu projizieren. Anhand eines selbstgebastelten „Kabelbaums“ mit Wurzel und Krone erklärte Georg Hermes den Aufbau eines Obstbaumes und die Notwendigkeit sowie die Auswirkungen des Obstbaumschnitts.
Georg Hermes mit seinem „Kabelbaum“
Auf dem Foto sieht man nicht nur den Kabelbaum, sondern auch einen realen Apfelbaum, dessen Wurzeln komplett von Wühlmäusen abgefressen worden waren. Damit demonstrierte er die Notwendigkeit, bzw. die dringende Empfehlung, den Wurzelballen beim Einpflanzen mit einem Netz aus verzinktem Kükendraht gegen Wühlmausfraß zu schützen.
Herr Hermes hatte auch noch vieles andere mehr mitgebracht, zum Beispiel zahlreiche Zweige von Obstbäumen, an denen er verschiedene Schnitttechniken zeigen konnte, aber auch Fachliteratur und empfohlenes Werkzeug.
Er bot jedoch nicht nur einen relativ ausführlichen Einblick in die Theorie des Obstbaumschnitts, sondern gab auch noch eine kurze theoretische Einführung in die Veredelungstechnik, bevor er mit der Praxis begann.
In der Teeküche des ehemaligen Lehrerzimmers hatte er eine spezielle Maschine aufgebaut, die ursprünglich im Erwerbsweinbau eingesetzt wird. Mit dieser Maschine kann man sehr schnell und sehr genau sowohl die sogenannte Unterlage als auch das sogenannte Edelreis passgenau zuschneiden, so dass beide Teile lückenlos miteinander verbunden werden können. Mit der Unterlage ist das unveredelte Bäumchen mit Wurzelwerk gemeint, dass so eingekürzt wird, dass das ebenfalls eingekürzte und zugeschnittene Edelreis genau darauf passt. Die Edelreiser stammten allesamt von Apfelbäumen der lokalen Apfelsorte „Lembecker Lokal“, die zum Beispiel am Lembecker Schloss zu finden ist.
Unter tatkräftiger Mithilfe vieler Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten so in relativ kurzer Zeit – vor und nach der Mittagspause – genau 50 Unterlagen M9 (relativ schwache wachsend) in Lembecker Lokal- Apfelbäume verwandelt, bzw. veredelt werden. Weit mehr als die Hälfte der Bäume wurde gleich von Interessentinnen und Interessenten mitgenommen und zuhause eingepflanzt, was zum Erhalt der seltenen Sorte beiträgt. Einige wenige Exemplare sind noch vorhanden und können nach telefonischer Terminabsprache (02369-76106) beim Vorsitzenden des Vereins der Gartenfreunde käuflich erworben werden.
Trotz des fast durchgängigen Regens am vergangenen Samstag war es dann nach der Veredelungsaktion sogar noch möglich, auch noch den Obstbaumschnitt praktisch zu üben, bzw. vorzuführen, weil der Regen überraschenderweise nachgelassen hatte.
Die sogenannte „Baumansprache“
Auf der Obstwiese am Busbahnhof, die von den Oldtimerfreunden unterhalten und gepflegt wird, gab es reichlich Gelegenheit, den Obstbaumschnitt praktisch anzuwenden.
Nach einer guten Stunde waren alle Obstbäume fachkundig beschnitten, worüber sich besonders zwei Mitglieder der Oldtimerfreunde freuten, die zum Teilnehmerkreis gehörten.
Hochbinden eines Zweiges mit einem Seil
Die Kursgebühr konnte übrigens sehr niedrig gehalten werden, weil die Aktion vom Landesverband der Gartenbauvereine NRW e.V. bezuschusst wurde.
04.04.2023 – Text und Fotos: Ludwig Drüing