T.o.T. (Teiloffene Tür) / Jugendkomitee Lembeck
Jugendkomitee und T.O.T. Lembeck:
Rückblick bis 1968
In den 1960er Jahren gründete sich das Jugendkomitee…
Aus der Festschrift von Bernhard Artmann und Josef Breuer, Zwanzig Jahre Jugendkomitee Lembeck 1968 – 1988:
„Im November 1968 machten etwa 150 Jugendliche im Saal Driks Bürken ziemlich deutlich auf ihre Probleme aufmerksam. Sie brauchten Räume. Kirchenvertreter und auch Bernhard Loick als Bürgermeister von Lembeck sagten Hilfe zu. Die Jugendlichen wählten einen ersten Vorstand und nannten ihn in Anlehnung an das Pfarrkomitee Jugendkomitee.
Kolping und Landjugend waren im Jugendkomitee sofort vertreten.
Die Evangelische Kirchengemeinde stellte ihre Kellerräume im Gemeindezentrum den Jugendlichen zur Verfügung. Mit viel Eigeninitiative und mit Unterstützung von Eltern und der Gemeinde wurden die Räume hergerichtet. … Bereits 1970 konnten die neuen Räume der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
In flotter „Beatle-Aufmachung“ setzten sich Bürgermeister Loick und Baronin von Twickel als Sozius auf die Mopeds von Lembecker Jugendlichen und fuhren nach dem Hochamt für die Stereoanlage der Jugendlichen sammelnd durch die Gemeinde. Das Ergebnis übertraf alle Erwartungen.
Mit den Räumen entfaltet sich die Jugendarbeit: Jede Woche treffen sich viele Jugendliche, haben Spaß, hören Musik, führen Aktionen für die Dritte Welt durch, organisieren Theaterfahrten; setzen sich mit verschiedenen Partnern über aktuelle Themen auseinander. Im Jahr 1972 organisierte das Jugendkomitee mit zahlreichen Vereinen die erste Dorf-Olympiade als Pfarrfest.
Nach diesen Entwicklungen konnte diese Form der Kirchlichen Jugendarbeit 1972 vom Landesjugendamt als „Teiloffene Tür“ (T.O.T.) anerkannt werden. Das Land und das Jugendamt stellten damit jährlich Gelder zur Verfügung, die von den Jugendlichen selbständig verantwortet wurden.
1976 beschloss das Jugendkomitee den Erlös aus einer einmal monatlich stattfindenden Disko einem Kinderheim in Puerto Mont in Südchile zur Sicherung einer täglichen warmen Mahlzeit für zahlreiche Kinder zur Verfügung zu stellen – die sogenannte Chile-Disko.
1980 durfte die Offene Jugendarbeit nach sehr lebendigen Gesprächen auch im neuen Pfarrheim fortgesetzt werden. 60 Jugendliche waren anwesend bei der ersten Sitzung im Pfarrheim am 19.08.1980. Für die Einrichtung eines Regieraumes für eine Disko-Anlage stellte das Jugendkomitee 10.000 DM zur Verfügung, die während der bisherigen Arbeit durch Einsatz und Aktionen gespart wurden.
Das Jugendkomitee tagte jeden zweiten Dienstag im Monat. Es konnte ausdauernd um das Vertrauen der Kirchengemeinde und des Dorfes werben.“
In den 80iger Jahren war das Pfarrheim fest in der Hand der Jugend.
Etliche Jugendliche realisierten Öffnungszeiten, in denen lange Zeit dreimal in der Woche das Pfarrheim mit bis zu 100 Jugendlichen bevölkert wurde. Zu den weitergeführten Chile-Discos kamen regelmäßig bis zu 300 Jugendliche aus ganz Dorsten und Umgebung.
Aufgrund der Vielzahl der Jugendlichen gab es auch schwierige Situationen und leider auch zwei tragische Todesfälle zu bewältigen. 1989 wurde am Pfarrheim angebaut.
Bei der Erweiterung wurden folgerichtig auch zwei der vier Räume für die Jugendarbeit bereitgestellt.
Seit Mitte der 90er Jahre…
…wirkte sich dann ein verändertes Freizeitverhalten von Jugendlichen langsam auch auf die Arbeit im T.O.T. aus. Es kamen immer weniger Jugendliche regelmäßig ins Pfarrheim und dadurch gab es auch immer weniger Mitwirkende. Hier zahlte es sich besonders aus, dass sich die Arbeit in die Jugendräume im Anbau verlagern konnte. Jutta Kleine-Vorholt arbeitete viele Jahre unermüdlich daran, dem Trend entgegen zu wirken und begleitete gemeinsam mit ihrem Mann Fitzi in diesen Jahren unzählige Jugendliche in oft auch schwierigen Situationen. Höhepunkte dieser Zeit waren: die Lembecker Rocknacht, die
oft zweimal jährlich stattfand, Bau einer Skaterrampe in 2002, der Integrative Treffpunkt u.a.
Im September 2014…
…wurde, inspiriert durch die Lembecker Porte, ein Neustart durchgeführt. Katja Breuer übernahm den Staffelstab von Jutta Kleine-Vorholt. Im Team mit Silvia Lensen, Doris Kemper-Liesen, Birgit Micheel und Tanja Nowak brachten die ersten beiden Jahre schon
viele Aktionen und regelmäßige Angebote: Offener Treff, Näh-Café, Kick-Boxen und nun auch ein Kunst-Café. Sehr beliebt sind die besonderen Freitagabende und dabei vor allem die Kinderdisco. Die Theke und der Regieraum mit Musik- und Lichtanlage sind dann wieder fest in der Hand einer Gruppe Jugendlicher. Mit dem Ansatz, bei Kindern ab dem 4. Schuljahr zu beginnen, nährt sich die Hoffnung auf eine neue Generation von sich engagierenden Jugendlichen.
„Generationen Jugendlicher wuchsen heran, „die sich im Pfarrheim tummelten, die sich für andere einsetzten. Die Gestaltung dieser Arbeit durch Jugendliche hatte sich über Jahre bewährt.“
Zitat Josef Breuer, Initiator und pädagogischer Begleiter des Jugendkomitees von 1968 bis weit in die 90er Jahre.
Die Geschichte des Jugendkomitee / T.O.T. zeigt, dass sich Engagement lohnt. Es braucht Erwachsene, die Jugendliche in diesem Engagement begleiten und entwickeln, aber in erster Linie braucht es Jugendliche, die ihr Leben in die Hand nehmen und mit gestalten
wollen.
Die Kirchengemeinde St. Laurentius hat all die Jahre ihre Unterstützung aufrechterhalten und auch das Jugendamt Dorsten fördert die Arbeit weiterhin. Zudem erfährt die Offene Kinder- und Jugendarbeit Unterstützung aus Lembeck durch Spenden.
2018 wird eine Rivival-Party für alle Ehemaligen und erwachsenen Freunde des Jugendkomitees / T.O.T. organisiert.
Katja Breuer (Pädagogische Leitung T.O.T.)
Fotoalben des Jugendkomitees Lembeck T.O.T. von 1968 bis heute