Gaststätten & Restaurants

Vor 18 Jahren zapfte Josef Beckmann das letzte Bier

Lembeck – Unsere Auflistung aller Lembecker Gaststätten in „Lembeck von A bis Z“ trägt Früchte. Annette Beckmann, Tochter der mitlerweile verstorbenen Gastwirte Marietta und Josef Beckmann, hat uns heute Fotos und Zeitungsberichte zukommen lassen. Das Gasthaus war nicht nur für die leckersten Hähnchen aus Lembeck bekannt.

Am 30. August 2000 ging in Lembeck eine Ära zu Ende: Marietta und Josef Beckmann öffneten ihre gleichnamige Gaststätte an der Rhader Straße zum letzten Mal. Foto: DZ Eggert

„Ich glaub`, wir haben genug gearbeitet.“ – Marietta Beckmann stimmt ihrem Mann nickend zu. Über 40 Jahre lang führte das Ehepaar seine „Gaststätte Beckmann“ an der Rhader Straße in Lembeck.

Heute, Mittwoch, ist der letzte Tag. Und mit diesem Tag geht eine über 100 Jahre alte Wirte-Tradition zu Ende – heißt es in einem Zeitungsartikel vom 30. August 2000. 71 Jahre alt war Josef Beckmann zur Zeit der Schließung.

Die Gaststätte gab er auf mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Erst führten die Großeltern, dann die Eltern Anna und Hermann das Lokal. Nach deren frühen Tod übernahm zunächst ein Onkel die Verwaltung. 1954, Josef Beckmann war gerade 25 Jahre alt, leiteten er und zwei seiner vier Geschwister den Betrieb.

1960 heiratete Josef Beckmann seine Frau Marietta. Und von diesem Tage an stand sie in der Küche, er hinter der Theke. Das war manchmal ganz schön hart:

„Gefeiert wurde nicht selten von 10 Uhr bis geht nicht mehr!“ Vor rund drei Jahren (1997) entschlossen sich die Wirte, erst um 17 Uhr zu öffnen. Und das ja schon in einem Alter, in dem andere längst im Ruhestand leben.

Auch im Wirteverein Dorsten und Herrlichkeit Lembeck sind „jetzt mal die Jungen dran“. Josef Beckmann gehörte dem Wirteverein insgesamt 46 Jahre an, war 20 Jahre im Vorstand, zehn Jahre als Geschäftsführer tätig.

Dieses Amt übertrug er dann aus Altersgründen seinem Wirte-Kollegen Bernhard Humbert.

Wirtsleute sagten ihren treuen Gästen herzlich „Dankeschön“

Mit der Gaststätte Beckmann schloss natürlich auch die 1963 erbaute Kegelbahn, die letzte in Lembeck. Foto: DZ Eggert

Mit der Schließung der Gaststätte Beckmann herrschte in Lembeck absoluter „Notstand“: Josef Beckmann besaß neben der Gaststätte Stegemann die einzige Kegelbahn im Ort.

„Das tut uns besonders leid“, bedauerten Marietta und Josef Beckmann, „so viele Kegelclubs und Vereine waren uns treu, waren uns sehr liebe Gäste. Dafür danken wir ganz herzlich!“

Gebaut wurde die Kegelbahn 1963. Seit dieser Zeit machte hier als ältester Club „Ohne Gnade“ Jagd auf alle Neune, ebenso viele andere. „Die müssen jetzt nach Reken, Heiden, Borken oder Rhade“, erzählte Josef Beckmann, dessen Gaststätte im Laufe der Zeit für über 30 Clubs Vereinsheim war.

Keine Verpachtung geplant

Zur Zeit der Schließung, im August 2000 wurde auf dem Grundstück nebenan gebaut. Bauherr war der damalige Schwiegersohn Reiner Soldat.

Der ehemalige Mann von Annette und Vater von Enkelin Melina, „unser Wonneproppen“, wie der Opa stolz erzählte. Und hier entstand auch das neue Zuhause für Marietta und Josef Beckmann.

Ob das alte Gastwirtsgebäude bestehen bleibt, wussten sie im August 2000 noch nicht genau. „Vielleicht? Aber wahrscheinlich wird es abgerissen.“ Tochter Annette und ihr damaliger Mann Reiner sowie Sohn Arnulf und seine Frau Birgit hatten andere Interessen. Und verpachten an „Neue“ wollten die Beckmanns keinesfalls.

In der Lembecker Gaststätte fanden alle wichtigen Ereignisse des Lebens statt: Geburten, Kommunionen, Konfirmationen, Hochzeiten, Trauerfeiern. Beherbergt und beköstigt werden konnten rund 80 Gäste, hoch gelobt wurde stets die gut bürgerliche Küche.

„Von Ende November bis zum Fest hatten wir jeden Abend Weihnachtsfeiern.“

Zwei Jahre lang haben Marietta und Josef Beckmann reiflich überlegt, ob sie wirklich „ganz dicht“ machen sollen. Doch im August 2000 war endgültig Schluss.

Langeweile gab es nicht: Marietta tanzte allzu gerne in ihrer Seniorengemeinschaft und Josef verbrachte viele Stunden im Garten bei seinen Rosen. Doch das Skat-Spiel war sein größtes Hobby: „24 Stunden ohne zu pinkeln!“ – so Josef Beckmann.

Viele weitere Fotos von der Gaststätte Beckmann (innen und außen) gibt es hier:

https://www.lembeck.de/lembeck-von-a-bis-z/gaststatten-wirtshauser-und-hotels-in-lembeck/beckmann-gaststaette-kegelbahn/

30.12.2018 – Lembeck.de – Frank Langenhorst & Dorstener Zeitung – A. Bergmann (vom 30.08.2000)

Lembeck.de F.L.

Als gebürtiger Ur-Lembecker betreibe ich seit 2001 die Seite Lembecker.de, die ich im November 2018 mit der Domain Lembeck.de verknüpfen konnte. Die besondere Dynamik unseres Ortes und das funktionierende Miteinander sind der Motor für viele Arbeitsstunden am Projekt.

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