Lembeck allgemein

Wenn das Reh blinkt: Fuß vom Gas

Lembeck / Schermbeck – Regelmäßige Nutzer der Autobahn 31 wie der Bundesstraße 224 wissen: Der Bau der Grünbrücke sowie der Wildwarnanlage machen große Fortschritte. Bis auf eine Schutzwand für die Mittelpfeiler sei die Brücke „betonmäßig fertig“, betont Bauleiter Ludger Igel von Straßen NRW. Im Frühjahr soll alles komplett sein, das Warnsystem seinen Betrieb starten.

Foto © : Archiv Lembecker.de
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Eins ist allen Beteiligten klar: Ohne das Konjunkturpaket II gäbe es keine Brücke. „Das war ein Schluck aus der Pulle“, bringt es Gerhard Klesen, Förster beim Regionalverband Ruhr, auf den Punkt. Ihm und seinem Kollegen Christoph Beemelmans liegt sehr daran, für das Projekt in der Üfter Mark zu werben.

„Zäunt der RVR den Wald ein?“, diese irritierende Frage hörten die beiden bereits. Die Förster sprechen auch lieber von einem Verkehrs- denn von einem Wildschutzzaun. Verhindern sollen das stabile Knotengeflecht beidseits der Borkener Straße und die Warnanlage, die mit Infrarotsensoren Bewegung und Temperatur im 100 Meter-Radius beobachtet, dass sich Autos und Tiere zu nahe kommen. Nur 400 Meter misst die Lücke im fast fünf Kilometer langen Zaun, denn genau dort sollen Rot- und Schwarzwild die Bundesstraße kreuzen. Warntafeln mit einem blinkenden Hirschen und Tempo 50 leuchten künftig auf, nähern sich die Tiere. Bau- und Verkehrsingenieur Holger Zipfel weiß aus Erfahrung: „Die Verkehrsteilnehmer reagieren sehr positiv.“ Auch Klesen berichtet von hoher Akzeptanz.

Die kann sich auf der B 224 mit bis zu 14 000 Fahrzeugen täglich in einer dreimonatigen Probephase beweisen. Zwei Minuten leuchten die Warntafeln jeweils, zunächst ist an einen Dauerbetrieb gedacht. Woran alles zu denken ist: Damit die Tiere die Engstelle möglichst schnell passieren ohne zu äsen, kommt noch eine schlecht schmeckende Schicht auf den Boden.

Zwar blieb die Zahl der Wildunfälle (dank kundiger Heimathirsche rund 25 pro Jahr in dem Bereich) bisher trotz mehr Verkehr etwa gleich, allerdings befürchten die Experten wegen der neuen Tiere hier eine deutliche Zunahme.

Bis Ende April sind die Erdarbeiten auf und an der Grünbrücke beendet. 50 Meter breit und 40 tief ist das Bauwerk. 45 000 Kubikmeter Erdreich werden noch bewegt, allein 10 000 mit einem Meter Höhe auf der Brücke verteilt.

Dank des trockenen Oktobers und Novembers konnten sich die Bauleute über der A 31 richtig ins Zeug legen, Moniereisen formen und Beton gießen. Die Zufahrten auf beiden Seiten für die Fahrzeuge werden noch verschwinden. Um die Tiere auf dem Bau nicht zu verschrecken, verhindern Alu-Wände die Sicht auf die Fahrbahn. Auf dem Bauwerk rauscht der Verkehr kaum.

Ziel des Ganzen: Das Wild soll die Brücke, die obendrauf noch Grün und kleine Biotope bekommt, für einen natürlichen Übergang halten und ohne Autobahn-Barriere seine Gene wieder so fleißig austauschen so wie früher.

Dass die Tiere, die erwartete Spanne reicht vom Frosch bis zum kapitalen Hirsch, die Brücke annehmen, steht für die Förster außer Frage. Vor allem beim Rotwild: „Hochintelligent“ seien diese Tiere, versichert Klesen. Ihre Wechsel „werden überliefert und über Jahrhunderte eingehalten“. Warum? Die Wissenschaft kann nur Theorien anbieten. Grünbrücke wie Warnanlage liegen, obwohl versetzt, in der Linie dieser Zugwege. Klesen: „Das ist genau die Achse“, die übrigens bis in die Niederlande reicht.

„Es ist unser größtes Anliegen, die Bürger in das Waldgebiet zu bekommen“, nennt Klesen das oberste Ziel. Aber dabei heißt es, einige Spielregeln einzuhalten. So gilt an den mit frei zu öffnenden Toren gesicherten Wegen absolutes Halteverbot. Im Kreis von 350 Metern um die Brücke hat kein Mensch etwas zu suchen. Es herrsche „absolute Jagdruhe“, so Klesen. Wer in den Wald will, hat auf den Wegen zu bleiben und Hunde anzuleinen. Und fürs Parken eignen sich vier Plätze an der Peripherie des Waldes, zumal dort die Themenwege beginnen.

Quelle: 22.12.2011 WAZ / Der Westen (Andreas Rentel)

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