Lembeck – Am Vorabend der Porte Lembeck, am 3. Mai im Schlossgewölbe hatte Ludwig Drüing noch per Mail bei Marion Taube nachgefragt, ob sie spontan kreative Eingebungen zur Porte Lembeck und einer feinen und nachhaltigen Dorfgestaltung hätte. Anbei stellen wir mit Marions Zustimmung ihre ideenreiche Antwort, die Ludwig noch am selbigen Abend um 22.55 Uhr erreichte, online. Zu Beginn der nächsten 1000 Jahre Lembeck erscheint uns das ein liebevoller, weitsichtiger und anregender Input, um unser Dorf weiter kreativ zu gestalten.
Betreff: Abendgemurmel
Lieber Ludwig,
da ich die Portenabende als Zukunftsphantasie im “Fundbüro für Stadtideen” 2014 (reine Erfindung von mir für 3 Monate) begründet habe und am 19. März 2014 die Lembecker von dort die Porte als Möglichkeitsraum in die unmittelbare Realität getragen haben (direkt nach Euch habe ich einfach zugemacht, besser ging nicht mehr…), fühle ich mich mit der Lembecker Porte auf ewig besonders verbunden.
Versuche grad Deinem Wunsch nach Ideen, die Lembeck in besondere Weise gut tun würden, spontan nachzukommen, damit Du sie noch mit zum Porteabend morgen tragen kannst, wenn Du magst…
1.
Frei nach Beuys und Mao Tse Tung: Lasst 100 oder 1000 Bäume blühen…
Euer Dorf hat eine markante Einfallstraße ohne jeden Charme, karg, trostlos, man vergisst manchmal,
das zu sehen, auch ich, weil die Geschäfte dort entlang einen eigenen Sog haben, ich fahre zu
Heitmann, weil ich ständig Brillen brauche, zu Bohle, weil das Taubengrau jetzt Taubengold wird, oder
zu Recker, weil die Fassade Farbe braucht, zur VB…., eben, weil ich dahin möchte, schaue ich nur
noch partiell umher, die Geschäftsfixierung lässt den Umraum im Alltagsbetrieb verblassen,
aber diese Straße hat im Verhältnis zur Prominenz ihrer Geschäftsangebote nichts, hier braucht es mal
langen Atem das in Gänze zu denken und zu planen, nur manchmal, zur Weihnachtszeit heilt die
Dunkelheit das Leck, und der Lichterschmuck gaukelt uns ein wenig, wenig Grandezza vor…
2.
der Schulweg von Johannes Heidermann sollte sich als “Weg der Sinne/Kindheit im alten Lembeck” im
Dorfbild etablieren, jede zentrale Wegestation mit einem historischen Motiv versehen, kleine
Geschichte dazu, QR ebenfalls, dann hat man Auge und Ohren schon gut befriedigt und zudem
Geschichte auf eine so schöne und einfache und authentische Art heimgeholt. Ich könnte mir auch
noch kleine Riechelemente dazu vorstellen, Leder, Wachs, Brennereigerüche, Kuchendüfte,
Hufeisenbrand, Traktorenöl, Butterbrotspapier in Ledertornister, Tafel/Kreide, Erbsenschoten….
das wäre sowas von nachhaltig und wunderbar und bereichernd für Jung und Alt…, und dafür gibt es
auch Förderung, ganz sicher…, das schön durchformuliert und gestalterisch hochwertig angegangen….
da können sich ja auch noch weitere Geschichten a la Heidermann einfädeln und so ein feines Nest für
Heimatgeschichte flechten….
Okay noch eine Idee, warte…
3.
ein Ritual, sowas wie ein offener Markttag, oder eine Portenparty, oder, aber ja eine “Nacht der
Schwärmer”, für alle, die sich für Lembeck erwärmen, am besten um die Kirche herum, Vorplatz, das ist
schon ein sehr inniger Ort, um Lembeck zu zelebrieren, Teil sein, mitentwickeln, mitwünschen, sinnlich
erleben, zwischen Genuss und Umsetzung…, Dorfplanung kann so verführerisch sein
So gute Nacht, mein Wecker schellt um 4.45 Uhr:)))
Alles Liebe
herzlichste Grüße an meine liebste Porte
Marion
Vita
Marion Taube, geb. 1963, verheiratet, zwei Söhne, studierte Kunstgeschichte, Politikwissenschaft und Sinologie an der Universität Hamburg und arbeitete parallel für den NDR und als freie Journalistin.
Von 1990 bis 1999 war sie im Team der Internationalen Bauausstellung Emscher Park und verantwortete dort als Bereichsleiterin Kunst und Kultur u.a. das gesamte Thema der Landmarkenkunst und künstlerischen Interventionen im Raum. 2000 erhielt sie von Karl-Heinrich Müller einen Ruf auf die Museumsinsel Hombroich. Dort wirkte sie als erste Geschäftsführerin der Förderstiftung und Stiftung Museum Insel Hombroich und später als Gründungsdirektorin des Museumsneubaus von Tadao Ando auf der angrenzenden Raketenstation.
Marion Taube ist Mitherausgeberin der Denkschrift „ Der Produktive Park“ gemeinsam mit Prof. Rudolf Scheuvens, Wien, mit dem sie zahlreiche Planungskonzepte im europäischen Raum entwickelte, sie engagiert sich besonders in ihrer Heimatstadt Dorsten, war dort 2007 und 2010 Mitglied der Jury des Tisa von der Schulenburg-Preises für junge Kunst, verantwortete 2 Jahre das von ihr entwickelte PorträtFormat „zum Tee bei…“ in der Dorstener Zeitung, das sie auf eigenen Wunsch beendete, erhielt 2013 den erstmalig vergebenen Ehrenamtspreis der Stadt Dorsten für besonderes kulturelles Engagement für das von ihr initiierte und mit dem Jüd. Museum konzipierte Kulturereignis „Anstiftung zur Stadtentdeckung“, Anfang 2014 hat sie das „Fundbüro für Stadtideen“ erfunden und regt seither weiter das kulturelle Stadtklima an, als Motor und freie Moderatorin einer frischen Stadtkommunikation, die auf Sinnlichkeit und die Eigenheiten von Raum und Mensch als Identitätsstifter setzt.
Mit dem LippePolderPark verwirklichte FREITAUBE gemeinsam mit der niederländischen Künstlergruppe Het Observatorium im Sommer 2015 den Traum einer temporären Sehnsuchtslandschaft mitten im Stadtraum mit enormer Publikumsresonanz.
05.05.2017 – Marion Taube für Lembecker.de