Wegkreuz mit Christusgestalt – Im Schöning
Die Geschichte des Wegekreuzes mit Christusgestalt im Lembecker Waldstück „Im Schöning“ ist eine besondere.
Josef Schreiber, Waldfacharbeiter und mit seiner Familie tief im Wald, früher Lasthausen, wohnend, entdeckte diesen Korpus einst auf einem Schrottplatz. Die Christusfigur lag, lieblos weggeworfen, mitten auf einem Schrottberg. Maria Schreiber (76) erinnert sich, dass ihr 2016 verstorbener Mann voller Empörung darauf reagierte. „Das geht nicht, das darf nicht sein!“ Seinen Entschluss, den Christuskorpus zu retten und ihm einen würdigen Platz zu geben, setzte er bald in die Tat um. Nach Rücksprache mit seinem Arbeitgeber, dem Waldbesitzer Baron von Twickel, wurde an dem Platz in der Lichtung ein massives Eichenkreuz mit Betonsockel von ungefähr 2,30 Meter Höhe gefertigt und aufgestellt; ein entsprechender würdiger Platz für den Korpus war gefunden. Der leidende Christus ist nur mit einem Lendentuch bekleidet. Seine Füße sind durch einen Nagel zusammengefügt. Auf seinem nach links geneigten Kopf ist die Dornenkrone zu sehen. „Mein Mann und ich haben das Kreuz auch aus Dankbarkeit für unsere gesunden Kinder aufgestellt. Und dass der Korpus nun seinen Sinn gefunden hatte, das machte uns froh“, erinnert sich Maria Schreiber. „Der Pfarrer, der uns einst traute, segnete das Kreuz.“ Zu Josef Schreibers 70. Geburtstag wurde das von Haselnuss und Buche beschattete Kreuz gründlich aufgearbeitet. Die fünfköpfige Familie Schreiber wohnte bis zu ihrem Umzug im Jahr 1969 in dem inzwischen abgerissenen Kötterhaus in direkter Nähe des Kreuzes. Sie bewirtschafteten zehn Morgen Ackerland und Wiese. Ein Garten, Kühe, Schweine, Enten, Gänse und Hühner gehörten ebenfalls dazu.
Heute besucht Maria Schreiber das Kreuz zu bestimmten Gedenktagen wie dem Namenstag und Geburtstag ihres verstorbenen Mannes, dem Hochzeitstag und stets am Karfreitag. Dass Unbekannte von Zeit zu Zeit Blumen aufstellen und Kerzen anzünden, freut sie. „Es ist schön, dass es Menschen gibt, die auf das Kreuz achten. Dass es eine Anlaufstelle ist und bleibt, Trost bei seelischer Not gibt und der Besucher innere Ruhe findet, das wünsche ich mir“, so Maria Schreiber.
Bericht und Fotos: Maria Nienhaus
Dieser Artikel von Maria Nienhaus aus Rhade ist ursprünglich in Kirche + Leben, der Wochenzeitung im Bistum Münster, erschienen.