Natteforths Kreuz und die gräfliche Familie Merveldt

Es gehört zu den Raritäten des Volksglaubens im Bistum Münster und es musste schon viel erleiden: Das Natteforth-Wegekreuz, das 1856 als Missionskreuz nahe Schloss Lembeck unter Eichen im Hagen aufgestellt wurde.

Das über vier Meter hohe Kreuz aus Sandstein mit Christuskorpus sollte die Grenze zwischen den Gemeinden Wulfen und Lembeck markieren und steht auf Wulfener Gebiet. Bis in die 50er Jahre führte die große Hagelprozession der Wulfener Kirchengemeinde zum zweiten Segensaltar, aufgebaut an dem Kreuz.

Als eines von wenigen Missionskreuzen des Bistums Münster erinnert es an die Gemeindemissionen, die in den Volksmissionswochen stattfanden. In dieser Zeit zogen Patres mit dem Ziel der „Erneuerung und Bekehrung des christlichen Volkes“ von Pfarre zu Pfarre. Im Sockel steht: Im Kreuz ist Heil. Dankbare Erinnerung an die Mission in Lembeck am 12. Jenner 1856.

Im Februar 2012 schändeten Unbekannte das Kreuz. Von der Dornenkrone und dem Antlitz der Christusfigur splitterten durch Steinwürfe Teile ab. Der rechte Arm der Figur wurde zertrümmert, die Schienbeine durchtrennt, die Zehen abgeschlagen.

Die historische Ablasstafel mit altdeutschen Schriftzügen wurde aus der Verankerung gerissen und in vier Teile irreparabel zerschlagen. Die Heimatvereine und Kirchengemeinden Lembeck und Wulfen und Waldbesitzer Ferdinand Graf von Merveldt beschlossen, die Kosten der professionellen Restaurierung zu übernehmen. „Leider wurde kurz darauf der Christuskorpus durch Vandalismus zum zweiten Mal beschädigt“, bedauert Graf Merveldt.

Graf Ferdinand von Merveldt

Die Pflege des alten Baumbestands und Reparaturen am Kreuz werden durch die gräfliche Familie regelmäßig durchgeführt. „Für meine Eltern und uns sechs Kinder hatte und hat das Kreuz eine große Bedeutung. Es war der Wunsch unserer Mutter, sie starb 1993, dass das Missionskreuz auf ihrem Totenzettel abgebildet wird.“

Wie wird die Zukunft dieses historischen Kreuzes sein? Graf Merveldt muss nicht lange überlegen: „Solange der Herrgott uns die Kraft dazu schenkt, werden wir, meine Frau und ich, es achten und bewahren. Unser Sohn Lorenz (31), der Graf der nächsten Generation, wird das Kreuz als Teil seines Erbes weiter pflegen.“

Artikel & Fotos: Maria Nienhaus
Dieser Artikel von Maria Nienhaus aus Rhade ist ursprünglich in der Osterausgabe 2021 von Kirche + Leben, der Wochenzeitung im Bistum Münster, erschienen.

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