Bildstock Haane-Schultjan
Schutzengel auf dem Bildstock behütet in Lembeck Haus, Hof und Nachbarschaft in Lembeck
„Wir gehen zum Schutzengel“ ist auf dem Bauernhof der Familie Haane-Schultjan in Lembeck-Endeln zu einem geflügelten Wort geworden. Dann gehen Maria Haane-Schultjan, die Bäuerin, oder ihr Sohn Hans-Jochen bzw. dessen Frau zum 70 Meter vom Haus entfernten Bildstock mit dem geflügelten Schutzengel, um dort die angepflanzten Rhododendren zu gießen oder den teils schon verwitterten Baumberger Sandstein zu säubern.
Der Bildstock stellt mit dem Schutzengel ein seltenes Motiv dar. Denn in der Hierarchie der Engel nehmen die Schutzengel einen niedrigen Rang ein. Die katholische Kirche hat die Begleiter und Schutzengel, die die Seele eines jeden Menschen hat, nie zu einem Dogma erhoben. Dass vor allem Kinder Schutzengel haben, hat sich in der populären Vorstellungswelt der Christen entwickelt, die sich auf Matthäus (Vers 18,10) berufen, der Jesus sagen lässt:
„Sehet zu, dass ihr nicht jemand von diesen Kleinen verachtet. Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel.“
Nicht nur in Liedern, besonders bekannt die Humperdinck-Oper Hänsel und Gretel, und auf Gemälden haben sich Künstler den Schutzengeln gewidmet, sondern Bildhauer auch in steinerner Vision.
Der von der Familie Johannes und Maria Haane-Schultjan so liebevoll betreute Bildstock hat eine lange Geschichte. Der westfälische Bildhauer Adolf Sasse schuf 1728 diesen Schutzengel-Bildstock, den die verwitwete Freifrau Maria Anna Theodora von Westerholt zu Lembeck zwischen 1727 und 1734 in Auftrag gab.
Er stellt einen über den Boden schwebenden Schutzengel dar, der ein Kind über einen schmalen Steg sicher leitet. Vom Himmel herab, zu dem eine Hand des Engels weist, fallen Segensstrahlen auf das Geschehen. Mit der anderen Hand hält der Engel das Kind. Auf dem Sockel steht die Inschrift: „Führe und Leite mich „Auff den Rechten Weg / Auff das nicht irrig gehe /AO 1728.“
Der Überlieferung nach soll sich die Freifrau an einem nebeligen Herbstabend im Wald nahe dem Schloss Lembeck verirrt haben, als sie von ihrem im Bau befindlichen Alterssitz, dem Michaelisstift, das dem Erzengel Michael geweiht ist, zum Schloss zurück kehrte. Erst nach vielen Stunden des Umherirrens, in denen sie Gott um Errettung anflehte, kam sie am Schloss an.
Als Witwe später im Michaelisstift wohnend, beauftragte sie aus Dankbarkeit den Künstler um Errichtung eines Kreuzweges zwischen dem Stift und dem Schloss. Doch nach Vollendung des 5. barocken Bildstockes, es war der mit dem Schutzengel, starb sie und es wurden keine weiteren Bildstöcke mehr geschaffen.
Im Jahre 1991 wurde der Schutzengel-Bildstock von einem Restaurator aus Münster restauriert, und vom ursprünglichen Standort an eine günstigere Stelle etwa 100 Meter weiter nach Südosten umgesetzt. Denn das Wurzelwerk der umgebenden Bäume hatte den Bildstock gehoben und hätte ihn in der Folgezeit beschädigt. Seit 1993 steht der Bildstock unter Denkmalschutz.
„Der Schutzengel gehört zu uns und unserem Hof. Es ist ein gutes Gefühl, dass er uns und unsere Nachbarschaft behütet“, sagt Maria Haane-Schultjan. „Wir betreuen ihn mit viel Liebe. Unser Sohn und seine Frau werden diese Tradition weiterführen.“
Maria Nienhaus