Ehemalige Lembecker aus aller Welt

Beiträge von Autorinnen und  Autoren, die selbst oder deren Vorfahren in Lembeck geboren sind und die jetzt in einem anderen Land wohnen.

Ehemalige Lembecker, Exil-Lembecker, Weltweit
Grafik: Christoph Arentz

Es folgen Geschichten von vier Lembeckerinnen, von denen zwei in England leben, eine in Südafrika und eine in Tanzania. Drei Lembecker berichten aus Brasilien, Dubai und Kolumbien. Ein längerer Beitrag stammt von einer Amerikanerin. Einer ihrer Vorfahren ist vor fast zwei Jahrhunderten vom Hof Kerkmann/Elvermann in Endeln nach Amerika ausgewandert. Dennoch verspürt auch sie noch immer eine enge Beziehung zu Lembeck.
Der letzte Artikel schließlich stammt von einer jungen Frau, die aus Seoul, der Hauptstadt Südkoreas, kommt und jetzt in Lembeck wohnt und quasi die umgekehrte Geschichte erzählt. Ihre Erzählung kann als Beispiel dienen für die Globalisierung der Welt und auch als Beispiel für gelungene Integration in unser Dorf Lembeck und in eine kleine gewachsene Nachbarschaft.

Diese Liste erhebt selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit – weder was die erwähnten Länder noch was die angesprochenen Personen angeht.
Die Auswahl ist rein zufällig und durch persönliche Bekanntschaften und Beziehungen zustande gekommen. Es soll nur exemplarisch aufgezeigt
werden, wo, wie und auch warum überall auf der Welt Lembeckerinnen und Lembecker leben. Alle erzählen – oft sehr humorvoll
und immer sehr emotional – von ihrer neuen Heimat und von ihrer immer noch bestehenden engen Verbindung mit ihrem Heimatdorf. Und die zugewanderte Südkoreanerin beschreibt ihr Herkunftsland und ihre immer stärker werdende Beziehung zu ihrem neuen Lebensort Lembeck. (Ludwig Drüing)

01) Werner Heidermann – Florianópolis/Brasilien

02) Lothar Hellenkamp – Dubai

03) Josef Höing – Bogotá/Kolumbien

04) Ruth Evers-Cacciapaglia – London/England

05) Walburga Bruntisfield – London/England

06) Fam. Kerkmann – New Munster, Wisconsin/USA

07) Martina Rangs (geb. Limberg) – Knysna/Südafrika

08) Elisabeth Bahde-Peterson – Arusha, Tanzania/Afrika

09) Yunjin Kim – Seoul/Südkorea

Wir freuen uns über jeden weiteren Bericht ehemaliger oder neuer Lembecker aus der Ferne (vielleicht mit 1-2 Fotos): info@lembecker.de


Grüße aus Florianópolis/Brasilien
Werner Heidermann

Wir wohnen seit 1995 in Südbrasilien, unsere Stadt ist eine Insel, die Florianópolis heißt, und an der Uni, an der wir arbeiten, spricht man nicht jeden Tag über Lembeck. Aber manchmal eben doch. Das letzte Mal ging das so: Zu Beginn eines Seminars kommt eine Studentin zu mir, erklärt mir, dass sie gerade in der Mensa einen Deutschen kennengelernt habe – ob der vielleicht in den Kurs mitkommen könne. Ja, klar – Willkommenskultur! Beim Reingehen stelle ich dem jungen Mann ein paar Fragen (Name? Woher? Warum hier?) und erfahre, dass er Mark heißt (oder Ralf), sich auf einer großen Reise befindet, eher zufällig an unsere Uni geraten ist und aus Rhade kommt. WOHER? „Ja, kennt man nicht so. Ruhrgebiet, Münsterland.“ „Ach so. Na gut! Wir fangen
jetzt mal an!“ Ich habe mich bis hierhin nicht als Lembecker geoutet. Ich weiß nicht mehr genau, worum es in dem Seminar ging:
Kultur, Traditionen, Gebräuche. Im Laufe der Veranstaltung kamen wir jedenfalls auf Feste zu sprechen: Nachbarschaftsfeste, Stadtteilfeste, Schützenfeste. Als Beispiel nannte ich dann das Schützenfest von Rhade, „das ist das Dorf, aus dem unser Besucher kommt. Wenn dort zum Beispiel Schützenfest ist, weiß man im Nachbardorf, das heißt Lembeck, dass es am Wochenende regnen wird!“

Unser junger Freund aus Rhade wechselte nicht gerade die Farbe, guckte aber doch ziemlich konsterniert. Er guckte mich an, voller Bewunderung, glaube ich, dann aber auch skeptisch. „Das ist Zauberei!“, wird er gedacht haben: 10.000 Kilometer von der Heimat entfernt, und man weiß vom Regenwetter beim Rhader Schützenfest. „Woher wissen Sie das?“ – „Tja, Germanistik. Basiswissen!“ Nach dem Seminar habe ich den jungen Mann erlöst und ihm erklärt, dass wir im Grunde Nachbarn sind.

Unsere Insel ist von den Azoren aus kolonisiert worden und hat historisch mit Deutschland wenig zu tun. Anders als unser Bundesland: das heißt Santa Catarina, hat rund 7 Millionen Einwohner und entspricht ungefähr einem Viertel der Fläche von Deutschland (Brasilien insgesamt ist rund 24 mal größer als Deutschland). Nicht weit von Florianópolis entfernt gibt es Städte, deren Namen schon auf Deutschland oder deutsche Traditionen verweisen: Alfredo Wagner, Dona Emma, Fraiburgo, Lauro Muller, Pomerode, Schroeder. Die meisten deutschen Einwanderer, die sich Mitte des 19. Jahrhunderts hier angesiedelt haben, kamen aus Pommern, aus dem Hunsrück und aus Westfalen. Detail am Rande: der Hauptgrund, nach Brasilien auszuwandern, war zu der Zeit Hunger! Besonders im Hunsrück herrschte bittere Not. Die Einwanderer kamen mit sehr wenig in Brasilien an: eine Familie aus Westfalen brachte zwei Mühlsteine mit, die die Existenz sichern sollten. Saatgut war sehr wertvoll. Die Bedingungen auf der Überfahrt waren erbärmlich, wie wir aus Dokumenten wissen. (Harmlos allerdings und geradezu menschlich im Vergleich zu den Fluchtbedingungen im Europa von heute!)

Außer ihren vielen Kindern brachten die Einwanderer ihre Sprachen mit nach Brasilien. Und im Fall der Familien aus Westfalen war das das westfälische Plattdeutsch. Bis heute kommt man in Orte hier in Santa Catarina, in denen nicht nur Platt gesprochen wird, sondern in denen man sich mit älteren Leuten am besten auf Platt verständigen kann. Das ändert sich natürlich sehr rapide und betrifft die jüngeren Generationen nicht mehr. Die deutsche Sprache hatte gegen Ende des Zweiten Weltkriegs einen schweren Stand; genauer: sie war verboten! Es wurde im Zuge einer Nationalisierungsbewegung gesetzlich untersagt, Deutsch (und Italienisch und Japanisch) zu sprechen. Wer in der Öffentlichkeit Deutsch redete, riskierte harte Bestrafungen. Es gibt Berichte
darüber, dass Personen, die beim Deutschsprechen erwischt wurden, als Strafe Rizinusöl eingeführt wurde. Deutschen Einwanderern wurden in den Kriegsjahren schon mal die Häuser angesteckt!

Unsere Eier kommen übrigens von einem Hühnerhof namens Lembeck

Das alles ist längst überstanden. An der Uni (Universidade Federal de Santa Catarina) gibt es den Studiengang Germanistik; nur noch etwa zwanzig Prozent unserer Studierenden bringen aus ihren Familien Deutsch-Vorkenntnisse mit. Unterrichtssprache ist Hochdeutsch; Platt spielt aber hin und wieder auch eine Rolle. Einer der bekanntesten Sprachwissenschaftler Brasiliens ist Professor Paulino Vandresen, der bis zu seiner Pensionierung an unserer Uni tätig war. Seine Vorfahren stammen aus Stadtlohn, und für Paulino Vandresen ist es Ehrensache, Platt zu können. Zu seiner Pensionierung haben Kollegen eine Festschrift herausgegeben; mein Aufsatz hat den Titel „Worüm wie anne Universität van Santa Catarina kenn Plattdütsch lehrn könnt“.

Zu Hause sprechen wir Hochdeutsch und Portugiesisch. Zum Glück haben die Kinder aber immer, wenn sie in Lembeck waren, etwas Platt gehört und auch geübt. Helena versteht ganz viel, und Samuel hat auf einer Radtour mit Onkel Johannes, Bernhard Mast und Willi Harks etliche Sprüche und Lebensweisheiten auf Platt aufgeschnappt:
„Ick heb Schmacht!“ zum Beispiel, und „Datt mott sien!“

Von Brasilien aus wünschen wir den Lembeckerinnen und Lembeckern alles Gute für das Festjahr 2017.
Werner, Cidinha, Samuel und Helena Mel Heidermann, Florianópolis/Brasilien
PS: Unsere Eier kommen übrigens von einem Hühnerhof namens Lembeck.


Ein Bericht aus Dubai
Lothar Hellenkamp

Das Foto zeigt Lothar Hellenkamp mit seiner Mutter Hildegard vor seinem Elternhaus auf der Heide

Die Geschichte beginnt im Jahre 1960, an einem dieser durch Mark und Bein dringenden, nasskalten und trüben Novembertage. Die Vorboten der Adventszeit
waren schon allgegenwärtig, als an diesem Sonntag um 20:50 Uhr der “Alte Fritz” (Dr. Geisthövel) von meiner Mutter Hildegard nach meiner Haarfarbe gefragt wurde. Dieser war nämlich gerade damit beschäftigt, mich im Michaelis-Stift ans Licht der Welt zu bringen – und zum Entsetzen meiner Mutter war die Antwort “Rot”. Kurz nach dieser ersten von mir ausgehenden Schreckensmeldung begab ich mich auf meinen nun folgenden Lebensweg, ausgestattet mit einer Geburtsurkunde vom Standesamt Lembeck, „jetzt Dorsten” und unterschrieben in Vertretung für Ewald Bendel von Herrn Bussmann. Was kann einem Besseres passieren? Übrigens sind von dem anfänglichen Rot nur noch ein paar graue Fussel erhalten geblieben…

Nach ein paar Windeljahren ging es dann in den Kindergarten am Schluerweg, gefolgt von einigen Jahren Grundschule, wobei meine Klasse das erste Jahr im Feuerwehrgerätehaus untergebracht wurde. An dieser Stelle ein Lob an Christine Stockhoff, meine erste Lehrerin. Schließlich kam der erste Schritt
aus Lembeck heraus mit dem Besuch der Realschule in Reken. Nach dem Erwerb der Mittleren Reife fing dann auch so langsam der Ernst des Lebens an.
„Versuch es doch mal bei der Polizei“, dachte ich mir – und wenn die mich genommen hätten, wäre ich wohl später nicht im Ausland gelandet und diesen Artikel würde es nicht geben. So kann’s gehen, aber nun musste was anderes her. Da ich schon einschlägige Erfahrungen als „HiWi“ bei Fliesen Evers
gesammelt hatte, dachte ich mir: ab zum Bau. Und genauso kam es dann auch. Fachoberschule Dorsten, Fachrichtung Bau, mit begleitendem Praktikum bei den
Lembecker Firmen Tenkleve und Heiming.

Zwischendurch habe ich natürlich einige der Lembecker Highlights, wie meine aktive Zeit im Fußballverein SV Lembeck, die Discos im ehemaligen evangelischen Jugendheim, das „Wurstholen“ zu Neujahr auf der Heide und nicht zu vergessen die Schützenfeste, ausgiebig genossen. – Die gelegentliche Überdosis Rose Pils – mit eingeschlossen. Nach der Fachoberschule ging es dann für zwei Jahre zum Bund (wo man vergeblich versuchte mir Disziplin beizubringen) und anschließend nach Münster zum Bauingenieurstudium an der dortigen Fachhochschule. Münster gefiel mir so gut, dass ich zwischendurch schon mal das Studieren vergaß, dann aber doch noch irgendwie fertig werden musste, weil sich der erste Nachwuchs ankündigte.

Unser Sohn wurde in Oberhausen geboren und kurz danach gab es den ersten Job in einem Kalkwerk in der Nähe von Osnabrück, wo dann unsere älteste Tochter zur Welt kam. Unsere jüngste Tochter wurde nach meinem ersten Stellenwechsel in Nürnberg geboren. Es folgte eine weitere Anstellung im Harz und von da ging’s dann 1995 in die Vereinigten Arabischen Emirate. Den Job bekam ich aufgrund einer Stellenausschreibung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Mein Englisch war zwar gerade gut genug, um in einem Pub nicht zu verdursten, aber nach einem dreiwöchigen Intensivkurs auf Malta habe ich mich frohgemut auf den Weg ins Morgenland gemacht. Meine Familie kam dann ein paar Monate später hinterher.

Eigentlich dachte ich nicht daran, mich dort längerfristig niederzulassen. Jedoch sind es mittlerweile schon mehr als 21 Jahre geworden. Unsere Firma stellt hier eine Reihe von Baustoffen wie Transportbeton, Trockenmörtel, Bauchemikalien und Farben her. Einige der Produkte werden auch in die
umliegenden Länder und darüber hinaus exportiert. Die Kinder sind anfangs auf eine deutsche Schule gegangen und haben ihre Abschlüsse dann auf einer internationalen Schule in Dubai gemacht. Mittlerweile haben alle die Emirate verlassen und gehen ihre eigenen Wege.

Lothar Hellenkamp (3. von links im Vordergrund) bei der Eröffnung eines Betonwerks in Dubai

Sicherlich fragen sich viele von euch, wie es sich denn so gelebt hat und wie es sich jetzt lebt in einem solchen Land. Die Vereinigten Arabischen Emirate sind ein muslimisches Land, in dem die einheimische Bevölkerung mit geschätzten 15 Prozent eine Minderheit darstellt, die jedoch die volle Kontrolle hat. Der große Rest, so wie auch ich, sind Migranten aus aller Herren Länder. Die größte Gruppe bilden die Inder mit circa 30 Prozent. Die V.A.E. sind somit Einwanderungsweltmeister. Übrigens stellen die Katholiken mit circa zehn Prozent die zweitgrößte Glaubensgemeinschaft nach den Moslems mit knapp 80 Prozent. Die meisten der hiesigen Katholiken kommen von den Philippinen, aus Indien und dem afrikanischen Kontinent. Wer zur Kirche gehen
will, hat die Möglichkeit dazu. Auch haben hier andere Religionen ihre Gotteshäuser bzw. Gebetsstätten, die nach außen hin allerdings nicht als solche zu erkennen sind.

Interessant zu sehen ist, wie diese vielen Nationalitäten, Kulturen und Religionen auf relativ engem Raum zusammenleben, ohne dass es zu Konflikten kommt. Es scheint nach dem Prinzip “Gold, Brot und Spiele” zu funktionieren. Offiziell gibt es keine Arbeitslosen und die Einheimischen ohne Arbeit
werden von staatlicher Seite recht gut unterstützt. Unterhaltung der vielfältigsten Art ist zur Genüge vorhanden, auch wenn es nur mal ein Spaziergang
am Strand oder in eines der riesigen Einkaufszentren ist. Selbst Oktoberfeste gibt es in Hülle und Fülle und das mit richtigem deutschen Bier und Schweinshaxen. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass viel Licht auch viel Schatten erzeugt, wobei sich die Arbeitsbedingungen für die vielen Tausend
Arbeiter aus den sogenannten Billiglohnländern über die Jahre ständig verbessert haben, auch wenn man bei Weitem noch nicht von „deutschem Standard” reden kann. Es gibt also noch was zu tun.

Eines möchte ich aber noch mit auf den Weg geben. Während meiner mehr als zwei Jahrzehnte Aufenthalt und Besuchen in vielen islamisch geprägten Ländern, habe ich den Islam als friedvolle und tolerante Religion kennengelernt, vor der man keine Angst haben muss. Unglücklicherweise wird dieses Bild in der westlichen Welt durch irregeleitete Extremisten verzerrt.

Herzliche Glückwünsche zum 1000-jährigen Jubiläum nach Lembeck mit einem Spruch am Ende:
„Der Mensch fürchtet die Zeit und die Zeit fürchtet Lembeck“.
Herzlichst, euer Lothar Hellenkamp


WIE ES MIR „IN DER FREMDE“ GEHT, WAS MICH MIT LEMBECK VERBINDET
Josef Höing

… mit diesen Worten lud mich Ludwig Drüing ein, einen Beitrag für das “Jubiläumsbuch” zu verfassen. Gern will ich hiermit der Bitte nachkommen und somit aus weiter Ferne einige mir wichtigen Gedanken mit euch Lembeckern zu teilen: Lembeck wird 1.000 Jahre alt, die Kirche 800 und Schloss Lembeck 325 Jahre alt. Damit verglichen sind meine 36 Jahre in Kolumbien ja gar nichts. Und doch, wenn ich diese Jahre auf mein eigenes Leben beziehe, ist es weit mehr als die Hälfte. Eine für mich bereichernde Zeit, in einem herrlichen Land, mit vielen sozialen Problemen, in dem 45 Millionen Einwohner leben, ein “vielvölkisches und multikulturelles” Land, wie es die Verfassung von Kolumbien selbst definiert. Ein tropisches Land, von den Andengebirgen durchzogen, ohne Jahreszeiten, die Temperaturen hängen nur von der Höhe ab, auf der man sich befindet. Bogotá, die Hauptstadt, wo ich wohne, liegt auf 2.600 Metern Höhe, ist also eher kühl.

Meine “Lembecker Ecke” in Kolumbien

Die Küstengebiete, am Pazifik und am Atlantik ebenso wie das Tiefland am Amazonas, schwül und heiß. Und ein Land, wo der Kaffee wächst. Und Krieg gibt es. Seit ich 1980 hierher gekommen bin, habe ich erlebt, wie soziale Konflikte oft mit der Waffe in der Hand ausgetragen werden. Man hört von zigtausenden von Toten in den letzten 50 Jahren; mit über sechs Millionen Inlandsvertriebenen wird das soziale Problem greifbar.
Während ich diese Zeilen schreibe, wird in Kuba derzeit ein Friedensvertrag verhandelt, der hoffentlich in den nächsten Wochen und Monaten mit der grössten Guerrillagruppe, der FARC, unterschrieben wird und dann in der nächsten Zeit im Land umgesetzt werden muß. Dabei soll es besonders um die Entschädigung der Opfer, das Nichtwiederholen der Gewalt und den Aufbau eines Landes mit sozialer Gerechtigkeit gehen. Das wird sicherlich Jahre dauern, hoffentlich nicht so lange wie die Geschichte von Lembeck.

Und in diesem Land konnte ich das tun, was ich von Lembeck aus mitgebracht habe und sich hier verstärkt hat: im sozialen Bereich mitzuhelfen, daß es konkreten Menschen hier in Kolumbien besser geht. Das konnte ich im Orden der Steyler tun, und nach meinem Austritt in der von mir mitgegründeten
Stiftung Fundación de Vida. Über viele Jahre konnte ich für meine Aufgaben mit der finanziellen Unterstützung aus Lembeck rechnen, wofür ich sehr dankbar bin. Auch wenn ich mittlerweile Rentner bin, bestimmt der Einsatz für soziale Gerechtigkeit auch weiterhin mein Leben.

“In der Fremde” habe ich Freunde kennengelernt: Rocío, meine Lebensgefährtin, wir haben beschlossen, gemeinsam alt zu werden; Emigdio, den wir als jungen schwarzen Theologiestudenten kennengelernt haben und der mittlerweile der Provinzial der Steyler hier in Kolumbien ist; Tina, die bei uns das Lesen und Schreiben gelernt hat und nun ein gutgehendes Restaurant im Stadtzentrum ihr eigen nennt; Paola, Psychologin, und Gonzalo, Sportlehrer, die alle nach und nach unsere Aufgaben bei der Fundación de Vida übernehmen; Martha und Alvaro, die unsere Stiftung organisatorisch unterstützen; Ildefonso, Exguerrillero, der im Bürgermeisteramt von Bogotá arbeitet und den wir als “Bruder” anreden. Und viele, viele Kinder und Jugendliche, die durch unsere “Schule” gegangen sind, viele von ihnen bereits erwachsen und mit eigenen Kindern. Mit all diesen Freunden versuche ich zu leben, was ich aus
Lembeck mitgebracht habe, und was ich auch hier gelernt habe:

Solidarität mit denen, die es nötig haben; Ehrlichkeit in einem von Korruption geplagten Land; Frieden, wo viele Konflikte durch Gewalt gelöst werden; Hoffnung trotz aller Schwierigkeiten; Aussicht auf eine gute Zukunft in einer Welt oft ohne scheinbare Lösungen; sich in die Schuhe anderer stellen, auch wenn das nicht immer leicht ist; den anderen verstehen lernen, auch wenn er nicht die gleiche Sprache spricht.
All das war für mich ein Lernprozess, angefangen mit dem Spanisch, so daß ich heutzutage mit meinen drei Sprachen plattdütsch, hochdeutsch und spanisch ganz gut zurechtkomme. Hier in Kolumbien habe ich von den Kolumbianern gelernt, mehr Mensch zu sein.

Auch mit Lembeck verbinden mich Namen: An erster Stelle natürlich meine Eltern Albert und Klara; Gisela und Agnes, meine Schwestern; mein Bruder Georg, der mich in dieser Woche zusammen mit seiner Frau besuchen wird, Klaus, mein Neffe, der gerade hier an der Küste in Cartagena eine Rundreise macht, und …. ich will sie nicht alle aufzählen. Eine ganze Reihe Freunde aus Lembeck gehören natürlich auch dazu, wie unsere Endelner Nachbarn Josef und Willi. In den letzten Jahren bin ich oft im Altenheim in Lembeck gewesen um meinen Schwestern bei ihrer Sorge um unsere Mutter, die dort ihre letzte Zeit verbracht hat, zumindest symbolisch zu unterstützen. Dabei sind mir der Fischteich und sogar der wunderschöne Friedhof vertraulich und “heimatlich” geworden. Und auch dort gibt es Namen, die in meinem Leben wichtig waren: Neben meinen Eltern Hannes Einhaus, Jupp Kerkhoff, Tante Agatha, Onkel Willi, Pastor Webbeler und und und…

Und auf dem Friedhof trifft man auch die Lebenden. 1.000 Jahre Geschichte sind Ergebnis vieler einzelner Lembecker. Diese vielen Geschichten wachsen zu einer einzigen zusammen. Hoffentlich bleibt auch die Lembecker Geschichte eine Geschichte des Friedens und der Solidarität für die kommenden Generationen.

Bogotá, Kolumbien, im August 2016
Josef Höing
josehoing@yahoo.com


In London gelandet
Ruth Evers-Cacciapaglia

“Wir werden nicht nachlassen in unserem Kundschaften, und am Ende unseres Kundschaftens wird es sein, am Ausgangspunkt anzukommen und den Ort zum ersten Mal zu erkennen.“

Dieses Zitat des britischen Dichters T.S.Eliot geht mir durch den Kopf, wenn ich trotz viel Reiserei immer wieder an meinen Ausgangspunkt, Lembeck, zurückkehre, und ihn jedes Mal mit neuen Augen sehe. Schon als Kind hatte ich Fernweh und bin dann nach meinem Studium in Frankreich durch eine Freundin in London gelandet bin. Geplant hatte ich eigentlich nie, über mein 2-monatiges Praktikum hinaus in dieser Riesen-Stadt zu leben, und bin trotzdem dort hängengeblieben des Herzens wegen. So geht es übrigens vielen Londonern. Kaum einer, der nicht hier geboren ist, plant einen langfristigen Aufenthalt in dieser lebensintensiven Stadt, und doch packt sie einen und hält einen fest. Wir sind nun schon seit fast 30 Jahren hier, kaum zu glauben!

Trotz unseres Lebens auf der Insel hatte ich nie das Gefühl, ganz von
Lembeck abgenabelt zu sein. Wir kommen auch heute noch immer wieder nach Lembeck zurück. Früher, als die Kinder noch klein waren, kamen wir mindestens fünf bis sechs Mal im Jahr. Sie sagen noch heute, als junge Erwachsene, dass viele ihrer schönsten Kindheitserinnerungen in Lembeck geprägt wurden: im Sommer bei Oma im Garten Kirschen pflücken, Erdbeerkuchen essen (ich kriege die geniale Mischung von Gelatine und weichem Boden immer noch nicht hin… oder vielleicht liegt das Geheimnis bei den dicken, saftigen Lembecker Erdbeeren?), von Opa im Bollerwagen gezogen, Dackel Bessi im Schlepptau. Ostereier suchen in Pastors Busch. Weihnachten bei Oma und Opa unterm Baum. Erste Schokolade bei Oma aus der Süßigkeiten-Schublade geklaut. Ich bin
meiner Familie dankbar, dass ich durch sie die Verbindung zu Lembeck nie verloren habe.

Wir bekamen und bekommen zudem immer mal wieder Besuch aus Lembeck, auch über die Familie hinaus von Freunden, Bekannten und Bekannten von Bekannten… das pflegt natürlich die anhaltende Verbindung. Das erste, was die Besucher sagen, wenn sie nach London kommen, ist meistens „Mensch, ist das alles teuer hier“ (was sich durch den Brexit-induzierten Währungsabfall anscheinend gerade wandelt), und „Ich bin so müde, es ist so groß/laut/
hektisch/voll usw. hier“… es ging mir damals in den ersten Monaten genauso, aber irgendwann gewöhnt man sich an den Londoner Rhythmus und tanzt mit.
Obgleich London und Lembeck wie zwei Welten scheinen ist das eigentliche, tägliche Leben gar nicht so radikal unterschiedlich. Es geht den meisten hier, genau wie den Lembeckern und Menschen überall, vor allem darum, von guten Menschen umgeben zu sein, ob Freunde oder Familie. Wer Kinder hat, dem ist es auf beiden Seiten des Kanals gleich wichtig, dass sie nette Spielkameraden haben, glimpflich durch ihre Kindergarten- und Schulzeit kommen, offen und selbständig werden. Menschen gehen in London genau wie in Lembeck ihrer Arbeit und ihren Hobbies nach, ob es Joggen, Tennis, Fußball, Stricken oder Spinning ist.

Nur geht es bei uns nicht um Schalke sondern um Arsenal, heißgeliebter Verein unserer Jungs. Der grüne Nordlondoner Stadtteil, in dem wir wohnen, ist einem Dorf oder einer kleinen Stadt gar nicht so unähnlich, da sich vieles in der Nachbarschaft, den lokalen Läden, Pubs und Restaurants und gar auf
der Straße abspielt. Die Leute hier gehen genauso gern wie in Lembeck im Wald spazieren und genießen die Aussicht von Alexandra Palace ebenso wie die
Lembecker den Blick vom Feuerwachturm. Dabei ist für mich einer meiner Lieblingsspaziergänge noch immer der Weg durch den Hagen zum Schloss. Schon früher bin ich oft mit unseren Hunden dort gelaufen, und ich bin mir sicher, dass meine Liebe zu Bäumen genau auf diesem Weg geprägt wurde. Ein
sibirisches Sprichwort passt hier ganz gut: Nicht wo du die Bäume kennst, sondern wo die Bäume dich kennen, ist deine Heimat!

Es gibt da noch etwas, was man in London beziehungsweise in Großbritannien nicht findet: Wenn ich meinen Londoner Freunden davon erzähle, dass einmal im Jahr ganz Lembeck still steht, während eine auserlesene Gruppe von Männern auf einen Holzvogel schießt, und der Gewinner dann zum König erkoren wird und sich eine Königin aussucht, gucken mich die Leute leicht verdutzt an. Im Lande von Lizzie, William und Kate scheint so etwas natürlich absolut skurril.

Lembeck, ich wünsche dir in deinem 1000sten Jahr weiterhin alles Gute und den Lembeckern von Fern und Nah viel Spaß beim Feiern. Wie man bei uns so schön sagt, man kann zwar das Kind aus dem Dorf nehmen, aber nicht das Dorf aus dem Kind.

Greetings aus London von
Ruth Evers-Cacciapaglia mit Toni,
Natascha und Nico Cacciapaglia


Lembeck im Reisegepäck
Walburga Bruntisfield

Geboren bin ich im Schloss in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts in einem der heutigen Hotelzimmer als drittes Kind meiner Eltern Maria-Josepha Gräfin von Merveldt und Johannes Freiherr von Twickel. Deshalb erregte meine Ankunft nicht viel Aufsehen, und auch heutzutage steht keine Gedenktafel an der Zimmertür.

Wir hatten mit sechs Geschwistern eine freie Jugend, da uns Park, Wald, Schloss und viele Vorgebäude als Spielplatz zur Verfügung standen. Ohne Fernseher waren wir auf unsere Phantasie angewiesen. Einer hatte die Idee, die anderen folgten. Hüttenbau im Wald, Holiday-on-Ice Aufführungen auf der gefrorenen Schlossgräfte, Schlittentouren hinter dem Pferd durch den verschneiten Wald, Angeln mit krummen Nägeln und Paketschnur (ein einfältiger Aal  – Opfer dieses Unternehmens  – wurde stolz in einer alten ledernen Aktentasche nach Hause getragen). Dies sind nur wenige Beispiele unseres grenzenlosen Tatendrangs.

Die Volksschule in Lembeck hatte damals vier Klassenzimmer für acht Jahrgänge, und wir Kinder liefen im Trüppchen oder auch allein morgens und mittags zwei Kilometer durch den Wald zur Schule ins Dorf. Genannt wurden wir “die vom Schloss“. Da wir alle mehr oder weniger rote Haare hatten und zu der Zeit sowieso jeder jeden im Dorf kannte, blieb ein gewisses Maß an Hexengeschichten und Gespött uns gegenüber nicht aus.

Während der ganzen Schulzeit war ich erst ein passioniertes Mitglied der neugegründeten Voltigiergruppe und später aktiv im Reiterverein, wo Fuchsjagd und Turniere ein jährliches Highlight waren.

Nach der Schulzeit war das Schützenfest in Lembeck ein fester Termin in meinem Kalender. Die besten Erinnerungen daran sind bis heute frühmorgentliche Spiegeleierfrühstücke, die nach kurzfristigem Entschluss bei Langenhorst,  Cosanne, Heidermann, Bügers oder bei Rekers,  Manfred Korte oder auch am Schloss stattfanden. Manch früher Morgen sah meinen Bruder und mich fröhlich kichernd durch den Wald gen Schloss stolpern.

Das Schicksal wollte es, dass ich einen englischen Gardeoffizier in Münster kennen und lieben lernte.

Die dunkelblaurote schicke Uniform mit Goldknöpfen, Bärenfellmütze, Epauletten und Degen waren für mich zu überwältigend und unwiderstehlich, und so wurde Lembeck für mich Vergangenheit.

Meine Hochzeit fand am 18. August 1978 in der Laurentiuskirche statt. Es war ein für damalige Verhältnisse grosser Auftrieb mit Vierspännerkutsche und Vorreitern vom Reiterverein, Dudelsackspielern und Ehrengarde vor der Kirche – aus England importiert. Die englischen Soldaten ließen ihren Ausflug nach Deutschland und  diesen Anlass nicht verstreichen, ohne abends und morgens vorher reichlich Rose-Bier und Schnaps zu verkosten. Dies hatte zur Folge, dass einer der Dudelsackspieler nach der Hochzeit auf der Kirchentreppe einschlief, nichtahnend, dass der Wind den Schottenrock über seine Knie geweht hatte, zur Begeisterung der Lembecker Jugend. Ein freundlicher Polizist brachte ihn pflichtbewusst zurück zum Hochzeitsgeschehen. 

Meine ersten Jahre nach der Heirat verbrachte ich in London, vom Dorf in die Weltstadt. Das Heimweh nach Lembeck war groß. Jeder Heimatbesuch war mit einer mehrstündigen Rundfahrt durchs Dorf verbunden – mit Schwätzstation hier und dort. In London hatte ich Besuch von den Landfrauen unter Leitung von Frau Schulte-Huxel und ein anderes Mal von einer Gruppe junger Mädchen vom Reiterverein.

Mitte der 80er Jahre lebte ich zwei Jahre lang in einer britischen Kaserne in Münster, das bedeutete natürlich zwei herrliche Sommer mit Schützenfest in Lembeck.

Ende der 80er Jahre ging es weiter in die Ferne. Aus beruflichen Gründen wanderten wir nach Kanada aus, wo wir dann fünf Jahre in Toronto verbrachten. Reisen wurden Beruf und Hobby. Von Victoria Island im Westen bis Neufundland im Osten besuchten wir alle Provinzen von Kanada. Einen Sommer lebten wir in einem Forschungscamp und teilweise in Zelten am Rande des Eismeers auf Ellesmere Island und Baffin Island, wo wir unter anderem Moschusochsen und Walrösser beobachteten.  Mit meiner Mutter machten wir eine Tour nach Churchill, wo wir Karibu und Eisbären erlebten. Sie genoss diese Reisen. Selbst mein Entschluss per Anhalter durch Alberta zu fahren, nachdem unser Leihwagen wegen Hitze den Geist aufgab, brachte sie nicht aus der Fassung. Ein nettes Ehepaar in einem gigantischen Winibago (Wohnwagen) nahm uns auf, und platzierte uns in gemütlichen Drehsesseln für die Weiterfahrt in ihrem Wohnraumabteil.

Unser Globetrotterdasein nahm noch größere Dimensionen an, als wir im Jahr 1993 mit Sack und Pack im Container von Kanada nach Hongkong zogen. Die Heimaturlaube wurden seltener, dafür bereisten wir  China, Vietnam, Thailand, Kambodscha, Laos, sowie auch Australien und Neuseeland. Zwischendurch machten wir abenteuerliche Trekking-Expeditionen in Bhutan, Indien und Pakistan, in Gebiete, die jenseits der Touristenrouten liegen. Nach weiteren fünf Jahren schloss sich der Ring unserer Reiselust, und wir kehrten mit unserem einjährigen Sohn wieder nach London zurück.

Mein Herz und mein Bankkonto sind bis heute in Lembeck. Lembeck ist meine Heimat, hier ist meine Familie über Jahrhunderte verwurzelt. Es ist ein Privileg meiner Generation, das 1000-jährige Bestehen dieses Stückchens Erde miterleben zu können.

Und wenn es dann soweit ist, und mein Bruder oder Neffe noch ein Plätzchen frei haben, lege ich mich gerne unter einen kühlen Stein am Michaelisstift, auf dem gemeißelt steht:

Pöggsken sitt in´n  Sunnenschien,
Oh, wat is dat Pöggsken fien!
Met de gröne Bücks,
Pöggsken denkt an nicks,
Kümp de witte Gausemann,
Hät so raude Stiewweln an,
Mäck en graut Gesnater!
Hu, wat fix,
Springt dat Pöksken met de Bücks,
Met de schöne gröne Bücks.
Met de Bücks in´t Water!

Ein Gedicht aus der Volksschule unter Lehrer Wolf, Fräulein Schmidt und Schulleiter Gramse.   

Walburga Bruntisfield
London, November 2016


Farm Families Through the Ages (1844 – 2016)
Kathy Vos / Familie Kerkmann

St. Alphonsus Church

Hello from New Munster, Wisconsin, USA, a small village that was founded in the 1840’s by my ancestors, along with 13 other German families. They came, farmed the land and built St. Alphonsus Church. Germans are by far the largest ethnic group in Wisconsin, with 44 percent of residents reporting Germany ancestry in the 2000 census. My 3rd Great Grandfather, Albertus John Kerkmann, was born September 7, 1813 in Lembeck, Germany. He was baptized on September 8, 1813 in Saint Laurentius Catholic Church. At age 31, he left for America. On October 23, 1844 he purchased land near New Munster. In 1844, his wife, Anna Maria Sender, also arrived in America from Lembeck. Their homestead stayed in the Kerkman family, and was owned by Albertus John’s great-grandson Stanley Kerkman and his wife Dorothy until 2015, when they sold it and moved to an assisted care facility. Albertus John was the first choir director of St. Alphonsus Church and sang in the choir, as did his great-grandson, Stanley Kerkman. For over 20 years, Stanley and my uncle Don
Vos, sang together as “The Two Guys” and entertained at Senior Centers and at many other community events. Love of music and singing by the piano is an important tradition in my family.

My grandmother, Grace Kerkman married another farmer named Hugo Vos. Nicholaus Voss, my 3rd Great-Grandfather emigrated from Suderwich Germany in 1846. For six generations, my relatives farmed the land near New Munster and married other German Catholics. I grew up on a dairy farm and also attended St. Alphonsus School, as did many of my German ancestors. My brother Joe Vos gradually bought into the family farm and has been the sole proprietor since my Dad, Art Vos passed away in 2001. My mother, Rita Daniels Vos, still owns some of the farm land and the edge of the farm and lives in a house where we gather five times a year for family events. My mother’s family also emigrated from Lüdinghausen and Freilingen, Germany in the 1840’s, so I have a lot of German blood in my DNA. Recently, I interviewed my brother Joe about farming. I visited Joe and his wife Juta at sunset and was awed by the vibrant flowers, the bountiful garden, the green fields and the open horizon views. However, behind this peaceful pastoral setting is a lot of hard work and planning that enables them to make a living.

Vos Family Farm

Everyone always said that my brother Joe was “born to farm.” Although I was the oldest of six children, he was the eldest son. As a young child, I remember sitting on the tractor with my Dad and helping steer it as we picked up stones. As soon as Joe could walk, he became my Dad’s helper and officially became Dad’s farming partner in 1981, when he married Juta. Meanwhile, I joined the local 4-H Club, went to college and pursued a career as a
Youth Development Professor for the University of Wisconsin-Extension. Joe told me “I was born, raised and grew up on the farm, and that’s all I ever wanted to do.” He stayed in farming because, “To me it is a business.Once you are in it, you are in it for the long haul, or you get out. And I wasn’t about to get out.” In 2002, he converted his hog barn into a milking parlor and built a new free stall barn. He expanded the herd from 90 to 240 cows. He now manages four full time employees, as well as the cows, the machinery, the crops and everything else.

Joe’s proudest accomplishment is that he helped raise four wonderful kids and is married to his marvelous wife Juta. He admits that being the sole owner
of a dairy farm and managing 300 plus acres of land demands a lot of his time and attention, as well as the help and understanding of his family. Farming is a good life, but just like any business, there is the intensity of managing things you can control, like feed rations and crop rotations, as well as dealing with things you cannot control, like the weather and milk prices. Sticking to his long-range business plan has helped him make a living, but more importantly, it lets him look back with pride and say, “Yes, I own and operate this family farm that is helping feed the world.”

On October 6, 2012, Ludwig Drüing was my tour guide for St. Laurentius Church. He also connected me to the Bernhard Kerkmann and the Joseph Elvermann families. We toured the Elvermann Construction Company in Dorsten and the Kerkmann Family Farm on Endelner Way, near Lembeck. Since my visit to the Hof Kerkmann Farm in 2012, Hedwig and Bernhard Kerkmann Jr. have installed a milk station („Milch-Tankstelle“) where around the clock, you can tap your own milk from a special machine located in a wood hut on their farm. Inside this hut, there is a stainless steel refrigerator with a dispensing station. This past summer I shared a news article about the Kerkmann “Milch-Tankestelle” at our Vos Family Picnic in New Munster. Everyone was very impressed at how creative our Kerkmann relatives were by directly marketing their milk to the people of Lembeck. This innovation is part of the farm to table
movement that is also popular in Wisconsin.

Visit to St. Laurentius Church, Oct. 6, 2012

People want to know where their food comes from and have it locally produced. This “Milk Station” is a good way to provide high quality milk at a
reasonable price, and there is no doubt about its local source. Each fall my Kerkman relatives hold a family dinner at a local restaurant to help reconnect the different parts of our clan. The organizer of this event, Cathy Kerkman Von Koningsveld, also traveled to Lembeck in 2011. A big
thanks goes out to Joan Kerkman Ziccarelli, who published the John Kerkman Family Genealogy book in 1995. The Kerkman’s also hosted Adele and Bernhard Kerkmann Sr. , his brother Josef Elvermann and his wife Elisabeth when they visited Wisconsin multiple times between 1980 – 2004. Many of my parent’s generation are passing on, so it now up to my generation to keep these family traditions going. Finding peace and serenity in today’s turbulent world is my quest. Meeting my ancestors in Lembeck Germany has strengthened my roots and helped me realize we are all truly connected.

To me, the most important thing in life is the relationships we build. This summer, my uncle Don passed away and was laid to rest at St. Alphonsus Cemetery, in the plot next to my father. At the end of my life’s journey, I too will be buried in New Munster, so I can also be near the resting grounds of my German ancestors. As I often remind my family, “The time we share on earth is all too short, but the love we share lasts forever!” May peace be with you all, as you celebrate your amazing 1,000-year anniversary of Lembeck, Germany!

Nachfahren der Familie Kerkmann in den USA Bauernfamilien über Jahrhunderte (1844 – 2017)
Übersetzung: Ludwig Drüing

Tobias Kerkmann tapping fresh milk

Hallo aus New Munster, Wisconcin, USA, einem kleinen Dorf, das in den 1840er Jahren von meinen Vorfahren, zusammen mit 13 weiteren deutschen Familien gegründet wurde. Sie kamen, beackerten das Land und bauten die St. Alphonsus Kirche. Die Deutschen sind die bei weitem größte ethnische Gruppe in
Wisconsin. 44 Prozent der Einwohner gaben in der Volkszählung von 2000 deutsche Vorfahren an. Mein Ururgroßvater Albertus John Kerkmann wurde am 7. September 1813 in Lembeck geboren. Er wurde am 8. September 1813 in der katholischen St. Laurentiuskirche getauft. Im Alter von 31 Jahren wanderte er nach Amerika aus. Am 23. Oktober 1844 kaufte er Land in der Nähe von New Munster. Im Jahr 1844 kam seine Frau Anna Maria Sender aus Lembeck ebenfalls in Amerika an. Ihr Anwesen blieb in der Familie Kerkmann und war bis 2015 im Besitz von Albertus Johns Urenkel Stanley Kerkman und seiner Frau Dorothy.
In dem Jahr verkauften sie die Farm und zogen in eine Wohnanlage, die betreutes Wohnen anbietet. Albertus John war der erste Chorleiter der St. Alphonsus Kirche und sang auch selbst im Chor, genau wie sein Urenkel Stanley Kerkmann.

Mehr als 20 Jahre lang sangen Stanley und mein Onkel Don Vos zusammen als “Die zwei Jungs” und unterhielten das Publikum in Seniorenheimen und bei vielen anderen Veranstaltungen in der Gemeinde. Die Liebe zur Musik und das Singen mit Klavierbegleitung ist eine bedeutende Tradition in meiner Familie. Meine Großmutter Grace Kerkman heiratete auch einen Bauern namens Hugo Vos. Nickolaus Voss, mein Ururgroßvater wanderte 1846 von Suderwich aus. Sechs Generationen lang haben meine Verwandten das Land in der Nähe von New Munster bewirtschaftet und deutsche Katholiken geheiratet. Ich wuchs auf einem Bauernhof mit Milchviehhaltung auf und ging zur St. Alphonsus Schule wie viele meiner deutschen Vorfahren. Mein Bruder Joe Vos hat Schritt für Schritt den Familien-Bauernhof käuflich erworben und ist jetzt alleiniger Eigentümer, nachdem mein Vater Art Vos im Jahr 2001 verstorben ist.
Meiner Mutter Rita Daniela Vos gehört immer noch ein Teil des Ackerlandes. Sie wohnt in einem Haus am Rande des Bauernhofs. Dort
treffen wir uns fünf Mal im Jahr zu Familienfesten. Die Familie meiner Mutter ist auch in den 1840er Jahren von Lüdinghausen und Freilingen nach Amerika ausgewandert. Dementsprechend habe ich eine Menge deutschen Blutes in meinen Genen.

Neulich habe ich meinen Bruder befragt über sein Dasein als Bauer. Ich besuchte Joe und seine Frau Juta bei Sonnenuntergang und war von Ehrfurcht ergriffen ob der in leuchtenden Farben blühenden Blumen, des üppigen Gartens, der grünen Felder und des unverstellten Blicks zum Horizont. Hinter dieser friedlichen Idylle steckt jedoch viel harte Arbeit und Planung, um von dem Hof leben zu können. Von Anfang an sagten alle, dass mein Bruder Joe “der geborene Bauer” sei. Zwar war ich das älteste Kind, aber er war der älteste Sohn. Ich kann mich erinnern, wie ich als kleines Kind bei meinem Vater auf
dem Trecker am Lenkrad saß und ihm beim Aufsammeln von Steinen lenken half. Sobald Joe laufen konnte, wurde er Papas kleiner Helfer. Offiziell wurde er 1981, als er Juta heiratete, Papas Geschäftspartner. Unterdessen wurde ich Mitglied des örtlichen 4-H Vereins (die vier H stehen für das Motto des
Vereins: Head, Heart, Hand, Health = Haupt, Hand, Herz, Hauptsache Gesundheit), ging auf das Gymnasium und machte Karriere als Jugendentwicklungs-Professor an der Außenstelle der Universität von Wisconsin. Joe erzählte mir: “Ich bin auf der Farm geboren und groß geworden, und das ist genau, was
ich immer wollte.” Er ist immer noch Farmer: “Ich sehe es als Geschäft. Wenn du einmal drin bist, musst du dich auf ein Langstreckenrennen einstellen, oder du fliegst raus. Und ich hatte nicht vor rauszufliegen.” 2002 stellte er seinen Schweinemastbetrieb um auf Milchvieh und baute einen neuen
Boxenlaufstall. Er erweiterte die Herde von 90 auf 240 Kühe. Im Moment ist er verantwortlich für vier Festangestellte, ebenso wie für die Kühe, den Maschinenpark, die Ernte und alles, was damit zusammenhängt.

Kerkman Dinner Group / Die Nachfahren der Familie Kerkmann in den USA

Joes größter Stolz ist, dass er mitgeholfen hat, vier wunderbare Kinder groß zu ziehen und dass er mit seiner großartigen Frau Juta verheiratet ist. Er gibt zu, dass die Tatsache, der alleinige Eigentümer eines Milchviehbetriebs zu sein und für gut 300 Acre Land verantworlich zu sein, eine Menge Zeit und Konzentration verlangt, ebenso wie die Hilfe und das Verständnis der Familie. Bauer zu sein ist schön, aber wie in jedem anderen Betrieb, kann man viele Dinge, für die man ganz intensiv verantwortlich ist, unter Kontrolle halten, wie zum Beispiel die Futterrationen und die Fruchtfolge, aber man muss auch umgehen können mit Dingen, die man nicht kontrollieren kann, wie zum Beispiel das Wetter und die Milchpreise. An seinem langfristigen Entwicklungsplan festzuhalten, hat ihm geholfen zu überleben und von seiner Farm zu leben, aber wichtiger noch, es lässt ihn mit Stolz zurückblicken und sagen: “Ja, ich besitze und führe diese Familenfarm, die hilft, die Welt zu ernähren.“

Am 6. Oktober 2012 war Ludwig Drüing mein Reiseleiter in der St. Laurentius Kirche. Er stellte auch den Kontakt her zu den Familien Bernhard Kerkmann und Josef Elvermann. Wir besuchten den Bauzubehör-Betrieb Elvermann Schaltechnik in Lembeck und den Hof Kerkmann in Endeln. Seit meinem Besuch im Jahr 2012 haben Hedwig und Bernhard Kerkmann eine Milchhaltestelle errichtet, an der man rund um die Uhr selbst Milch von einer speziellen Maschine zapfen kann, die in einer Holzhütte am Rande ihres Hofes steht. In dieser Hütte ist ein Edelstahl-Kühlschrank mit integrierter Zapfstation installiert.
Letzten Sommer habe ich bei unserem Familienpicknick in New Munster einen Zeitungsartikel über die Milchtankstelle der Kerkmanns rundgehen lassen. Alle waren sehr beeindruckt davon, wie kreativ unsere Verwandten bei der Direktvermarktung ihrer Milch sind. Diese Neuerung ist Teil der “Vom Hof auf den Tisch Bewegung”, die auch in Wisconsin sehr populär ist.

Die Leute wollen wissen, woher ihr Essen kommt und möchten, dass es vor Ort produziert wird. Diese Milchtankstelle ist eine gute Möglichkeit, Milch von hoher Qualität zu einem vernünfigen Preis anzubieten, bei der es keinen Zweifel an der lokalen Herkunft gibt. Jeden Herbst organisieren meine
Verwandten von Kerkmanns Seite ein Familenessen in einem nahe gelegenen Restaurant, um die Verbindungen unter den verschiedenen Mitgliedern unseres Clans aufzufrischen und zu vertiefen. Die Organisatorin dieser Zusammenkunft, Cathy (Kerkman) Von Koningsveld, ist im Jahr 2011 auch nach Lembeck gereist. Ein großes Dankeschön an Joan (Kerkman) Ziccarelli, die das John Kerkmann Familien-Stammbuch im Jahr 1995 veröffentlichte. Die Kerkmans haben auch Adele und Bernhard Kerkmann Sr., seinen Bruder Josef Elvermann und dessen Frau Elisabeth bewirtet, als sie Wisconsin von 1980 bis 2004 mehrere Male besuchten. Viele aus der Generation meiner Eltern sind schon verstorben. Deswegen ist es jetzt die Aufgabe meiner Generation, diese Familientraditionen fortzusetzen.

Frieden und Gelassenheit in der turbulenten Welt von heute zu finden, ist mein ständiges Bestreben. Die Begegnung mit meinen Vorfahren in Lembeck hat meine Wurzeln verstärkt und mir bewusst gemacht, dass wir alle eng miteinander verbunden sind. Für mich sind die wichtigsten Dinge im Leben die Beziehungen, die wir aufbauen. In diesem Sommer ist mein Onkel Dan verstorben und zur Ruhe gelegt worden auf dem St. Alphonsus Friedhof im Grab neben dem meines Vaters. Am Ende meiner Lebensreise werde ich auch in New Munster beerdigt werden, so werde ich auch nahe bei den Ruhestätten meiner deutschen Vorfahren sein. Ich erinnere meine Familie oft an Folgendes: “Die Zeit, die wir zusammen auf der Erde verbringen, ist nur allzu kurz, aber die Liebe,
die wir miteinander teilen, bleibt in Ewigkeit!” Möge der Friede mit euch sein, wenn ihr euer erstaunliches 1000-jähriges Jubiläum von Lembeck feiert!

Kathi Vos,
übersetzt aus dem Amerikanischen von Ludwig Drüing

Anmerkung: Josef Elvermann hat seine erste Reise nach Amerika, die er zusammen mit seinem Bruder Bernhard Kerkmann im Jahr 1980 unternahm, ausführlich schriftlich dokumentiert. Aus diesem Reisebericht möchte ich nur einen der abschließenden Sätze zitieren:
9. Tag: Rückflug nach Deutschland um 16.00 Uhr. Durch die Zeitverschiebung von 6 Stunden landeten wir um kurz vor 6.00 Uhr in Frankfurt und waren zum Hochamt wieder in Lembeck.


Kleiner Bericht aus Knysna im Herzen der berühmten Garden-Route, Südafrika

Autor: Martina (Tina) Rangs, geb. Limberg

Als ich mit meiner Familie im Sommer 2016 in Deutschland die Familie besuchen war, erhielt ich eine email von Ludwig Drüing. „Hm“, der Name sagte mir erst einmal nichts. Also fragte ich meinen Vater Ludger Limberg, wer denn das wohl ist.

Ludwig berichtete darüber, dass im Jahr 2017 Lembeck 1000 Jahre, die Kirche 800 Jahre und das Schloss Lembeck 325 Jahre alt werden. Aus diesem Grund wird eine Chronik herausgegeben, in der auch ehemalige, ausgewanderte Lembecker zu Wort kommen sollen.

Die Idee fand ich super. Ich sagte ganz spontan zu, etwas zu schreiben.

Nun sitze ich hier und weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.

Vielleicht fange ich einfach mal ganz von vorne an:

Im Jahr 1991 lernte ich meinen Mann Dieter auf Mallorca kennen. Er war mein Tauchlehrer und ich seine letzte Schülerin. Dieter lebte zu dem Zeitpunkt in Hamburg, seit seinem zehnten Lebensjahr. Mein Mann ist Südafrikaner, hat aber Südafrika als 10jähriger Bub mit seiner Mutter verlassen.

Ursprünglich hatten wir den Plan, dass wir nach Spanien gehen wollten. Es kam aber alles anders, als wir nämlich Anfang 1995 Dieters Vater in Durban, Südafrika, besuchten. Dieter „schnupperte“ seine alte Heimat und es war um ihn geschehen: „Da möchte ich wieder hin, das ist das, wonach ich mein ganzes Leben lang gesucht habe“.

„Ups, ganz schön weit weg von Deutschland“, dachte ich mir.

Als wir aber 1996 wieder für 6 Wochen dort waren, hatte auch mich der „Afrika-Virus“ gepackt.

1998 kauften wir dann ganz kurzentschlossen eine „Garage mit Grundstück“ in Knysna. Dieter erstellte Hauspläne dazu und wir starteten aus der Entfernung, unseren Traum zu verwirklichen: Ein Gästehaus in Knysna zu eröffnen. Es war gar nicht so einfach, einen passenden Namen zu finden. Aber da unser Haus auf einem Hügel gebaut ist mit wunderschöner Aussicht über unsere Lagune und die berühmten „Knysna Heads“, kamen wir dann doch auf den richtigen Namen für unser Gästehaus:

Und dieser Name hält, was er verspricht, wie Ihr den folgenden Fotos entnehmen könnt:

Im November 2002 sind wir mit unserer damals 3 Monate alten Tochter Melina ausgewandert. Wir hatten uns so gedacht: „Mit Baby ändert sich das Leben sowieso, dann machen wir jetzt einen Abwasch und sind durch mit dem Thema“.

Leider haben wir nicht mit dem berühmten Faktor X gerechnet: Als wir in Knysna ankamen, war auf unserem Haus noch nicht einmal das Dach drauf (entgegen der Aussage unseres Bauunternehmers). Tja, Augen zu und durch! In der Zwischenzeit war der Bauunternehmer pleite. Also mussten wir das ganze Material noch einmal kaufen und bezahlen. Der Bauunternehmer hat es dann wenigstens „verbaut“. Unser Glück war, dass mein Mann vom Fach Ahnung hat. So wurde dann unser Traumhaus doch noch fertig und im September 2004 haben wir dann ganz offiziell unser Gästehaus eröffnet. Der Garten etc. sah noch wüst aus, aber gerade aus dieser Zeit haben wir sehr nette Stammgäste, die den Anfang des Gästehauses ganz spannend fanden. Viele dieser Gäste kommen in der Zwischenzeit für 3 bis 6 Wochen nur zu uns in die Panorama Lodge.

Wir haben auch schon „waschechte“ Lembecker bei uns gehabt. Und ich muss sagen, das ist immer etwas ganz besonderes.

Mich hat es immer in die Ferne gezogen. Es musste schon wenigstens eine Großstadt sein. Ich war einfach nicht geschaffen für das „Landleben“ – dachte ich zumindest immer.

Nun, wo ich so weit entfernt  lebe, merke ich erst, dass das Landleben doch ganz schön cool ist. Ich hätte nie gedacht, dass ich es einmal vermissen würde, dass mich jeder im Dorf kennt, dass man zusammen aufgewachsen ist und eine „gemeinsame Vergangenheit“ hat.

Es ist anders, in der Ferne Freundschaften zu schließen, wenn man sich nicht von Früher her kennt, wenn man aus einer ganz anderen Tradition kommt.  Man fängt bei Null an und muss sich erst einmal eine gemeinsame Vergangenheit erschaffen. Nach 14 Jahren in Knysna ist uns das gelungen. Wir haben einen kleinen, aber dafür engen Freundeskreis.

Unsere Tochter geht hier zur Schule, mittlerweile in eine Internationale, damit sie später selber entscheiden kann, wo sie leben möchte. Sie fühlt sich in beiden Welten zu Hause – Südafrika und Deutschland. Beide Welten haben Vor- und Nachteile.

Aber auch für sie ist es immer etwas ganz besonders, nach Lembeck zu kommen, wo wir nach wie vor jedes Jahr meine Eltern und die Familie besuchen.

Wir genießen es einfach alle, im Dorf „bummeln“ zu gehen. Ja, da mögen jetzt so einige Lembecker schmunzeln, aber für uns ist es etwas ganz besonderes, durch die Geschäfte zu stöbern. Alles ist so anders, ein ganz anderes Warenangebot. Unsere Tochter braucht wenigstens eine Stunde alleine in der Süßigkeiten-Abteilung bei Rewe. In der Spielzeugabteilung bei Böhmer war sie jedes Jahr Stammgast, im Schuhladen bei Korte kaufen wir nach wie vor unsere Schuhe und die Klamotten im NKD sind für uns einfach etwas besonderes, da diese hier in Südafrika niemand hat. Und ein Familienausflug ohne die Fleischwurst von Bellendorf ist für uns alle unvorstellbar. Das absolute Highlight ist es aber für unsere Tochter, mit Oma und Opa zum Dorfcafe Eis essen zu gehen oder mit den Enkelinnen meines Patenonkels Heribert Limberg zu bummeln.

Die Waren in Südafrika sind eher englisch geprägt, denn es war einmal englische Kolonie. Wir bekommen hier mittlerweile auch viele deutsche Produkte, wie z.B. Haribo, Nutella etc. Aber es ist entsprechend teuer, da es eingeführt wurde.

Ja, ihr seht: Manchmal weiß man die Dinge erst zu schätzen, wenn man sie nicht mehr hat.

Entsprechend sage ich heute auch ganz stolz zu unseren Gästen: „Ich bin Lembeckerin und das von ganzem Herzen“.

Falls uns der eine oder andere besuchen möchte, findet Ihr alle Informationen auf unserer Website www.panorama-lodge.com

Wir sind gerne bei der Reiseplanung behilflich und falls Ihr noch Platz im Gepäck haben solltet, freuen wir uns immer über eine Tüte Lakritzen 🙂

Herzliche Grüße aus Südafrika von Familie Rangs


Erinnerungen an das Heimatdorf Lembeck
Elisabeth Bahde-Peterson

Mein Heimatdorf Lembeck wird 2017 sein 1000-jähriges Bestehen feiern. Gleichzeitig wird die Pfarrgemeinde St. Laurentius 800 Jahre alt und Schloss Lembeck wurde vor 325 Jahren vollendet. Ich bin Elisabeth Bahde-Peterson, Tochter von Heinrich und Gertrud Bahde, vom Bestattungshaus und Schreinerei Bahde. Ich verließ Lembeck 1978 nach meinem Abitur, um in Köln zu studieren. Am Ende des Studiums traf ich meinen jetzigen Mann Mike Peterson in Tanzania. Wir heirateten 1985 und seitdem lebe ich in Arusha/Tanzania, und Afrika ist jetzt meine Heimat geworden. Wir haben drei gemeinsame Kinder, die bereits erwachsen sind und bis auf unseren Sohn Joshua, der in das Safariunternehmen eingestiegen ist, auf der Welt verstreut leben (Sophia mit ihrem
Mann Lachlan in Australien, Anne in Seattle, USA).

Hochzeit in Tanzania 1985

Da meine Mutter Gertrud bis zu ihrem Tod vor einem Jahr in Lembeck lebte, mein Bruder Andreas und viele weitere Verwandte ebenfalls noch dort wohnen, komme ich natürlich regelmäßig in die Heimat zurück. Und bis heute werde ich bei jedem Besuch wiedererkannt, fühle ich mich willkommen geheißen, treffe
ich alte Freunde und Bekannte – sogar beim Einkaufen gehen.
Ja, was sind meine Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend in Lembeck?
Ich hatte eine wunderschöne Kindheit in Lembeck und von den vielfältigen Erinnerungen möchte ich gerne einige teilen:
– Wenn man in einem Dorf aufwächst, ist natürlich alles gut zu Fuß zu erreichen. Schon als Kinder wurden wir von unserer Oma zum Einkaufen geschickt. Da es damals noch mindestens fünf kleine Lebensmittelgeschäfte im Dorf gab, musste ich mich jedes Mal entscheiden, ob ich kurz über die Straße zu Stegemann
flitzen, bis zu Sprenger laufen oder den langen Weg bis Cosanne nehmen sollte! Ach, Maas neben der Kirche gab es ja auch noch!
Bei Stegemann bekam ich meistens ein Bonbon geschenkt und manchmal auch bei Sprenger.

– Ich erinnere mich an den Besuch des alten Kindergartens 1963-65, besonders an den langen Weg nach Hause als Gruppe mit einem gestreckten Seil, an welches wir Kinder uns festhalten mussten.
– Meine Einschulung war 1965 noch in der alten Lembecker Grundschule.
– Auch kann ich mich gut an die 750 Jahrfeier der Pfarrei 1967 erinnern, besonders an den faszinierenden Umzug mit vielen verschiedenen Wagen, alten Autos, Landmaschinen, Tieren und der Blumenkirche. Ich glaube, ich habe sogar bei der großen Feier ein Gedicht vorgetragen, doch erinnere ich mich nicht mehr daran, welches es war.

– Ein Höhepunkt in jedem Jahr war für mich natürlich das Lembecker Schützenfest auf „Stegemanns Berg“, direkt gegenüber von unserem Haus. Ich liebte es, nachts der Musik zu lauschen und wenn ich nicht einschlafen konnte, beobachtete ich aus meinem Fenster bis spät in die Nacht den Trubel unten auf der Straße.
– Ob Karneval, Schützenfestnachfeier, Landjungendfest oder Tanz in den Mai – in „Stegemanns Saal“ feierten wir die besten Feste.
– Ich habe wunderbare Erinnerungen an unsere Kolpinggruppe, die wöchentlichen Treffen, die Ausflüge z.B. an die Mosel, die Kolpingfahrt nach Kiens und die Gestaltungen der ersten Jugendmessen in Lembeck mit Liedern von Peter Janssens und aus Taizé unter Leitung von Helmut und Gabi Zürrlein. Durch die Kolpingfamilie war man auch eingebunden in den Kontakt mit allen Generationen – vom Bewirten und Kellnern beim Altennachmittag bis zum Vorbereiten der Kommunionkinder für „Pingstebrut“. Also wie ihr seht, sind mir meine vielen Erinnerungen nach wie vor sehr präsent.

Nun lebe ich seit 31 Jahren in Arusha, Tanzania, leite zusammen mit meinem Mann, mit seinen zwei Brüdern und ihren Frauen das Familensafariunternehmen
„Dorobo Safaris“ (http://www.dorobosafaris.com) und arbeite nebenberuflich als Masseurin und Yogalehrerin.
Obwohl Arusha die drittgrößte Stadt in Tanzania ist, ist unser Leben hier auch eher familiär und dörflich geprägt, man kennt sich, man organisiert sich, man hilft sich und man feiert zusammen – wie in Lembeck!


Von Seoul nach Lembeck
Yunjin Kim

Han Fluss in Seou

Hallo & (Anyeonghaseyo),
mein Name ist Yunjin Kim und ich komme aus der 10 Millionen-Metropole Seoul, Südkorea. Der Grund, warum ich jetzt im 5000 Einwohner- „Nest“ Lembeck lebe, ist mein Mann Martin. Wir haben uns 2008 bei einem “Work and Travel“ Aufenthalt in Australien kennen und lieben gelernt.
Als unsere gemeinsame Zeit in “Down-Under“ 2009 zu Ende ging, kam ich im Sommer 2010 nach Deutschland, um Martin wiederzusehen. Nach einer Europatour durch Deutschland, Spanien, Portugal und Frankreich, kam ich zum ersten Mal nach Lembeck. Wir reisten mit dem TGV-Zug von Paris nach Essen. Bis dahin war alles normal für mich. Als wir dann den Zug von Essen nach Lembeck nahmen, sah ich plötzlich immer weniger Gebäude und Häuser, bis nur noch Bäume, Felder und Wiesen kamen…

Angekommen am Lembecker Bahnhof, staunte ich erst nicht schlecht und fragte Martin, ob wir hier im Outback Deutschlands angekommen wären? 😉
Wenn man aus einer 10 Millionen-Großstadt kommt, kann man sich erst mal nichts unter einem Dorf mit 5000 Einwohnern vorstellen. Nach dem ersten Kulturschock wurde ich von Martins Familie und Freunden super in Lembeck integriert und fühlte mich sofort zuhause.
Mittlerweile habe ich das Leben auf dem Dorf schätzen gelernt. In Seoul ist das Leben oft sehr anonym und man kennt nicht mal seinen nächsten Nachbarn!
Hier, in unserer Nachbarschaft, ist es der komplette Gegensatz. Jeder kennt jeden und man hilft sich gegenseitig. Der Zusammenhalt ist super und wir haben schon viele tolle Feste miteinander gefeiert. 🙂 Das mag ich sehr!

Besonders gefällt mir das Feiern auf dem Lembecker Schützenfest. So etwas kannte ich vorher nur aus dem koreanischen TV und es hatte meist mit Oktoberfest zu tun. Die Parade mit Pferden und Kutschen und so vielen Schützen ist für mich ein Highlight. Insgesamt finde ich das Dorfleben sehr angenehm und gemütlich. Die Leute sind alle sehr freundlich und man grüßt sich auf der Straße.
Allerdings gibt es Sachen, an die ich mich erst noch gewöhnen muss. Zum Beispiel ist Seoul eine Stadt, die niemals schläft. Die Metropole
pulsiert und die Straßen sind durch bunte Neon-Schilder hell erleuchtet. Die meisten Geschäfte und Einkaufscenter haben 24 Stunden geöffnet. Da war ich hier erst recht irritiert, dass der Supermarkt in Lembeck schon um 20 Uhr geschlossen hat 😉

Hochzeitsfoto vor Schloss Lembeck

Auch beim Lieferservice kann man nachts um 3 Uhr noch ein halbes Hähnchen bestellen. Selbst der Fastfood-Riese McDonalds hat einen eigenen Lieferservice auf Motorrollern! Generell wird Service in Südkorea ganz groß geschrieben! Der Kunde ist sprichwörtlich „König“ und wer ihn nicht so behandelt, hat keine Chance am Markt zu bestehen. Negative Vorkommnisse werden über die sozialen Medien rasend schnell verbreitet, sodass man sich einfach keine Unfreundlichkeit oder schlechten Service erlauben darf. In Sachen Multi-Media ist Südkorea natürlich auch einer der Vorreiter. Der Internetzugang ist einer der schnellsten der Welt. Die Global-Player wie Samsung, LG-Electronics oder der Automobilkonzern KIA geben den alltäglichen Takt vor. Jeder junge Koreaner besitzt mindestens ein Smartphone, ohne das der normale Alltag in Seoul fast nicht mehr möglich ist. Mit dem Smartphone wird sich z.B. ausgewiesen, bezahlt, bestellt oder die öffentlichen Verkehrsmittel genutzt. Die öffentlichen Verkehrsmittel wie U-Bahn, Bus und Taxi, sind natürlich
auch super organisiert und man gelangt „minütlich“ von A nach B.

Da muss man sich in Lembeck erst mal an „stündliche“ Abfahrtzeiten gewöhnen 😉
Aber dafür geht es hier alles etwas entspannter zu. Der Straßenverkehr in Lembeck ist überschaubar und es gibt keine Staus wie in Seoul. Zur “Rush-Hour“ geht es in Seoul meist nur noch per “Stop and Go“ voran. Durch die vielen Abgase hängt
über der Stadt manchmal eine große Smog-Wolke. Viele Leute tragen z.B. eine Maske, um sich vor der schlechten Luft zu schützen. Da mag ich es hier schon viel lieber und genieße die freie Natur mit viel frischer Luft! Oft kann man hier nachts sogar die Milchstraße am Himmel erkennen, wo man am Nachthimmel von Seoul überhaupt erst nach Sternen suchen muss, da alles so hell erleuchtet ist.

Die vielen positiven Aspekte haben mir es leichter gemacht, meine Heimat Seoul zu verlassen, um in das kleine Lembeck zu ziehen.
Als mir Martin damals das Wasserschloss Lembeck zeigte, war für mich klar, falls wir in Deutschland heiraten sollten, müsste es in diesem Schloss sein.
Im Sommer 2016, war es dann endlich soweit. Mit meiner Familie, einigen Freunden aus Korea und vielen weiteren Gästen, haben Martin und ich uns das Ja-Wort im Schloss gegeben. Es war ein wunderschöner Tag für uns und alle Beteiligten. Vor diesem historischen Gebäude fand auch die große 1000 Jahre Silvester-Party statt. So schließt sich der Kreis und ich wünsche Lembeck alles Gute für die nächsten 1000 Jahre 😉

Mit freundlichen Grüßen
Yunjin Kim


Weitere Berichte werden an dieser Stelle folgen!

Wir freuen uns über jeden weiteren Bericht ehemaliger oder neuer Lembecker aus der Ferne (vielleicht mit 1-2 Fotos): info@lembecker.de

 

 

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