Lembeck – Die Stimme aus dem Kopfhörer klingt freundlich, aber bestimmt: “Nehmen Sie bitte eine angenehme Position ein.”
Sekunden später durchflutet ein medizinischer Impuls den Arm. Immer wieder werden Muskeln und Nerven stimuliert. Die Hand hebt und senkt sich. Die Stimme lobt, die Stimme gibt Anweisungen. Bis sie irgendwann sagt: “Das haben Sie gut gemacht.” Die Trainingssitzung ist vorbei.
Apotic heißt das Gerät, das nicht viel größer als ein Handy ist. Es ist freilich einfacher zu bedienen, auch für Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben. Denn für sie wurde das apotic-System entwickelt. Von der tic Medizintechnik, die seit 1999 zu einem führenden Unternehmen im Bereich der urologischen Funktionsdiagnostik und der Inkontinenz- als auch physikalischen Therapie avanciert ist. Das in Gronau gegründete Unternehmen ist seit vier Jahren im Gewerbegebiet Endelner Feld beheimatet, “weil sich die Stadt damals sehr um uns bemüht hat, als wir mehr Platz brauchten”, sagen die beiden Geschäftsführer Dr. Christian Kleeberg (39) und Ingo Schnellenbach (40).
Ziel ist die Heilung
Tatsächlich findet die tic Medizintechnik in Lembeck nahezu ideale Bedingungen vor. In dem Firmengebäude mit angegliedertem Lager nahe der A 31 haben Kleeberg und Schnellenbach mit ihren insgesamt 35 Mitabeitern fast unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit Maßstäbe gesetzt in der konservativen Inkontinenzbehandlung und motorischen Rehabilitation von Schlaganfallpatienten. “Unser Ziel ist die Heilung der betroffenen Patienten”, sagen sie.
Das apotic-System ersetzt keinesfalls die klassische Reha in der Praxis eines Physiotherapeuten, unterstützt diese jedoch und kann vom Patienten selbst daheim bedient werden, wann immer und wo immer er will. Er stellt sich während der Anwendung vor, die gelähmte Hand anzuheben. Allein durch diese Vorstellung werden so genannte Muskelpotentiale in der gelähmten Muskulatur ausgelöst und vom apotic registriert. Das Therapiesystem führt die angedachte Bewegung des “Handhebens” mittels medizinischer Stromimpulse komplett aus und gibt im Umkehrschluss dem Gehirn wertvolle Informationen für das Wiedererlangen von Bewegungsabläufen. “Das motiviert ungemein”, weiß Christian Kleeberg.
Kosten überschaubar
Die Erfolge haben nicht nur zahlreiche Ärzte überzeugt, sondern auch die Krankenkassen. “Die Kosten sind überschaubar und auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt”, erläutert Ingo Schnellenbach. Ein wichtiges Argument in Zeiten, in denen das Gesundheitssystem sich ständig wandelt.
Dass die tic Medizintechnik ein wahrlich gesundes Unternehmen mit “Wachstumsraten im zweistelligen Bereich” ist, ist indes auch dem zweiten wesentlichen Geschäftszweig zu verdanken. Denn aus der Entwicklungsabteilung der Lembecker Firma stammen auch jene Diagnostikgeräte, mit deren Hilfe beispielsweise der Druck in Harnblase und -röhre bestimmt und letztlich die Ursache einer Inkontinenz ermittelt werden kann. Denn die Ursachen für unkontrolliertes Wasserlassen bei Frauen, Männern und sogar Kindern sind verschieden und nicht immer einfach zu erkennen. “Für den Facharzt ergibt sich aus den gewonnenen Daten ein schlüssiges Bild, ob vielleicht eine Operation notwendig ist oder eine konservative Therapie Erfolg spricht”, sagt Christian Kleeberg.
Für letzteres hat tic Medizintechnik Therapiekonzepte entwickelt, welche auf unterschiedlichen, konservativen Therapieansätzen basieren, wie z.B. das Biofeedback oder die Elektrostimulation. “Tabletten und gar eine Operation können dem Betroffenen in vielen Fällen erspart bleiben.” – Stefan Diebäcker
>> www.tic-med.de
23. Februar 2006 | Quelle: Dorstener Zeitung