Pfarrkirche St. Laurentius

„Mit gutem Gefühl ins neue Amt“

Lembeck/Wulfen. Am Samstag wird Alfred Voss (52), seit knapp sieben Jahren Pfarrer von St. Laurentius Lembeck, in sein neues Amt als leitender Seelsorger auch für St. Matthäus Wulfen und Herz Jesu Deuten eingeführt. Mit der WAZ sprach er über die bisherige – auch nach seiner Ansicht nicht glücklich verlaufene – Debatte über den Zusammenschluss der Gemeinden im Dorstener Norden, den aktuellen Stand und die Aussichten.

pfr_vossAm Samstag werden Sie also Pfarrer auch für Wulfen und Deuten . . .

. . . das bin ich schon seit dem 19. September. Die Ernennung galt mit dem Weggang von Siegbert Hellkuhl aus Wulfen, damit kein Vakuum entsteht. Ich finde es gut, mit der Amtseinführung jetzt ein Zeichen zu setzen, das sagt, jetzt isser richtig da. Bis dahin war das ein Schwebezustand.

Die Wulfener und Deutener waren irritiert, dass Sie zum Pfarrer ihrer Gemeinden ernannt werden . . .

In der ganzen Fusions-Diskussion war immer klar: Voss wird leitender Pfarrer. Richtig ist: Im Brief des Bischofs hieß es zunächst, ich werde Pfarrer, in einem weiteren Brief hieß es dann: Pfarrverwalter. In der Ernennungsurkunde steht jetzt, ich werde Pfarrer. In den Kompetenzen macht das aber gar keinen Unterschied. Christian Wölke in St. Barbara Barkenberg ist auch Pfarrverwalter und nicht Pfarrer. 

Trotzdem scheinen St. Matthäus und Herz Jesu mit dieser Lösung nicht glücklich.

Dass ich zum Pfarrer ernannt wurde, bevor ich mit den Gemeinden sprechen konnte, das war nicht clever vom Bistum und das ist ungünstig gelaufen. Aber es gab keine Alternative. Und ich weiß, dass die Wulfener und Deutener die Angst haben, dass jetzt alles nach Lembeck verlegt wird. Aber das ist doch gar nicht vorstellbar und auch zu keiner Zeit beabsichtigt. Die ersten Sitzungen mit den Gremien in Wulfen und Deuten jedenfalls waren offen und fair. Ich habe erste Gottesdienste in beiden Gemeinden gehalten, die Leute begegnen mir herzlich, sagen, gut, dass Sie da sind. Ich gehe jetzt mit ‘nem guten Gefühl in das neue Amt.

Wie geht es für die fünf Gemeinden weiter?

Mit dem Abschied von Pfarrer Heinz Bruder in der Gemeinde St. Urbanus Rhade im Februar müssen wir zeitnah eine Seelsorgeeinheit aller fünf Gemeinden im Norden gründen. Unsere Aufgabe jetzt wird es sein, einen Seelsorgerat zu bilden, dem Vertreter aller Kirchenvorstände und Pfarrgemeinderäte im Dorstener Norden angehören sollen.

Was wird dabei entschieden?

Es wird zunächst darum gehen, einen neuen Gottesdienstplan abzustimmen. Jetzt gibt es Überschneidungen. Das ist für künftig drei Pfarrer nicht mehr leistbar, es wird zu einer Reduzierung und zu Zeitverschiebungen kommen. Aber bis Februar wollen wir alles so lassen, denn wenn wir Gottesdienste dauernd verschieben, verlieren wir die Leute.

Wulfen und Deuten haben vehement für ihre Selbstständigkeit gestritten. Aber die Einheit ist doch der erste Schritt zur Fusion . . .

Die Wulfener sagen nach wie vor: Keine Fusion! Bischof Genn sagt, er will die Seelsorgeeinheit für drei bis fünf Jahre, so lange bleiben die Gemeinden selbstständig. Was dann kommt – da wage ich keine Prognose. Aber ich finde diese Lösung gut, den Zusammenschluss hier nicht mit der Brechstange zu erzwingen. Denn das hätte ganz, ganz großen Ärger gegeben. Für die weitere Diskussion verspreche ich mir etwas vom neuen Weihbischof Dieter Geerlings.

Sind Sie für oder gegen eine Fusion?

Ich bin kein Fan. Aber angesichts des Priestermangels gibt es Sachzwänge. Dass das im Vergleich zu früher alles Notlösungen sind, darüber sind wir uns doch alle einig. Für das Seelsorgeteam ist das genauso neu wie für die Kirchenmitglieder. Das ist für beide Seiten ein Prozess mit neuen Herausforderungen. Die Gemeinden wollen und sollen das Leben vor Ort erhalten und gestalten. Wenn die Ehrenamtlichen alle die Flinte ins Korn werfen, dann geht das nicht gut.

Wie wollen Sie die Seelsorge in fünf Gemeinden mit bald noch drei Priestern organisieren?

Zunächst mal steht die Verstärkung des Teams um einen Priester der Weltkirche noch im Raum. Dann wären wir vier. Und wir haben mit Simone Pieper, Burkhard Altrath und Schwester Barbara Döring noch drei Pastoralreferenten. Ein Rotationsprinzip wie in den Südgemeinden wollen wir nicht. Die Menschen wollen klare Zuordnungen und wir Priester sagen auch, man braucht s e i n e n Altar. Springen werden wir sicher weiter. Schließlich sollen alle jeden Seelsorger mal sehen und auf verschiedenen Ebenen erleben können. 

Die Wulfener fordern “Seelsorge mit Gesicht” und kritisieren, dass Jürgen Zahn als neuer Priester für die Seelsorgeeinheit nach Lembeck gezogen ist.

Die Wulfener ärgern sich, dass ihr Pfarrhaus leer steht, das kann ich auch gut verstehen. Aber das kommt auf Rhade im Februar auch zu. Jürgen Zahn wollte nach Lembeck ziehen, weil es in der Mitte der fünf Gemeinden liegt. Fahren müssen wir Seelsorger sowieso, egal, wo wir wohnen. Bei der Seelsorge mit Gesicht ist es doch viel wichtiger, dass ein Priester oder Seelsorger aktiv ist und vor Ort präsent. Das ist keine Frage des Wohnortes. Ich wohne auch in Lembeck und bin manchmal den ganzen Tag über nicht im Pfarrhaus zu erreichen, aber die Seelsorge vor Ort ist dennoch gewährleistet.

Quelle: WAZ (Ludger Böhne)

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