Lembeck – Beim so genannten “Energie-Gipfel” mit Bundeskanzlerin Angela Merkel fehlte Hubert Loick – (Foto) in der vergangenen Woche. Im Gespräch mit Stefan Diebäcker bewertete der Biogas-Experte aus Lembeck jetzt die Ergebnisse.
Hallo, Herr Loick. Warum gehörten Sie dem illustren Kreis aus Politik und Wirtschaft in Berlin nicht an?
Loick: – Ich war tatsächlich mal als Teilnehmer im Gespräch. Aber die Wahl fiel dann auf meinen Kollegen Ulrich Schmack. Vielleicht auch, weil er gerade den Börsengang seiner Firma vorbereitet. Aber das stört mich nicht. Ich habe an zwei sehr interessanten Vorgesprächen teilgenommen und konnte meine Meinung einbringen.
Und? Sind Sie zufrieden mit den Ergebnissen des Gipfels?
Loick: – Ich bin sehr positiv gestimmt. Es gibt die klare Aussage der Kanzlerin, dass Erneuerbare Energien die Zukunft der deutschen Energieversorgung sind. Die Wirtschaft will bis 2012 immerhin 70 Mrd. Euro in diesem Bereich investieren, 40 Mrd. im Strombereich und 30 Mrd. im Bereich Wärme und Kraftstoffe. Und der Bund will sich in der Technologie mehr als bisher engagieren.
Und davon werden auch Sie profitieren.
Loick: – Ich hoffe es sehr. Das Thema Wärme wurde in Berlin sehr stark forciert. Nahwärme-Energie, das weiß jeder, ist teuer wie nie. Und sie wird in den nächsten Jahren noch teurer werden. Da passt es natürlich wie Deckel auf Topf, dass wir gerade die erste Biogas-Anlage mit Gas-Aufbereitung in Deutschland errichten, die das Gas direkt ins Nahwärme-Netz einspeist. Damit sind wir ganz weit vorne. Und für das Industriegebiet Marl/Dorsten planen wir ja auch ein solche Anlage.
Sie sind Landwirt, Unternehmer, haben aber nach wie vor das CDU-Parteibuch. Stört es Sie, dass längere Laufzeiten für Atomkraftwerke auch in Ihrer Partei ein Thema sind?
Loick – : Atomenergie wird in Europa weiter eine große Rolle spielen, wenn nicht in Deutschland, dann in Nachbarländern wie Frankreich. Wie die Diskussion weitergeht, muss man abwarten. Ich könnte mit einer Verlängerung der Laufzeiten jedenfalls besser leben als mit dem Neubau von Atomkraftanlagen. Viel schlimmer finde ich allerdings, dass es noch immer keine endgültige Lösung für atomare Abfälle gibt.
Information
In Teterow (Mecklenburg-Vorpommern) baut Hubert Loick derzeit eine Biogasanlage, die mit einer Gasaufbereitung ausgestattet ist, um das Biogas ins öffentliche Netz einspeisen zu können. Aus Mais, Getreide, Sonnenblumen, Schweinegülle und Stallmist wird methanhaltiges Gas gewonnen, das gereinigt und getrocknet und anschließend ins öffentliche Netz der Stadtwerke Teterow eingespeist wird. Mit Hilfe von Blockheizkraftwerken werden Strom und Wärme erzeugt. Der Strom wird ins öffentliche Stromnetz eingespeist, die Wärme in das städtische Nahwärmenetz eingeleitet. Im Juli soll die Anlage in Betrieb gehen.
>> www.enr.de
14. April 2006 | Quelle: Dorstener Zeitung